Gymnasium Oberursel

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Die Schule der Zukunft braucht mehr als Digitalisierung (Fotos)

Kurzweilige und anregende Dialogveranstaltung von Kreiseltern- und Kreisschülerbeirat mit Kultusminister Lorz am 9. November im Gymnasium Oberursel

Müssen Schule und Bildungspolitik wirklich „nachsitzen“, um fit für die Zukunft zu werden? Wie viel Digitalisierung ist tatsächlich nötig, um Schülerinnen und Schüler für die Zukunft zu qualifizieren? Und welche Wünsche haben Schüler, Eltern und Lehrer zur Verbesserung von Schule und Unterricht? Um diese Fragen kreiste die Veranstaltung unter dem provokanten Titel „Zur Zukunft, bitte nachsitzen!“ mit Kultusminister R. Alexander Lorz (CDU) und anderen Experten für den Kosmos „Schule“ am vergangenen Donnerstag mit 600 Teilnehmern in der Aula des Gymnasiums Oberursel. Moderiert wurde die ganz auf Dialog setzende Veranstaltung von dem Schulelternbeiratsvorsitzenden Klaus Winkler und Schulsprecherin Saskia Aierstock (beide GO). Sie konfrontierten am Podium wechselnde Expertenrunden mit den Fragen des Publikums und führten sehr professionell durch das anregende Programm. Eingerahmt wurde das Bühnengeschehen durch die vorgeschaltete „Sprechstunde“, bei der sich die Besucher an verschiedenen Ständen, z.B. dem „Teacher Lab“, informieren oder sich Videoclips der vorab aufgenommenen „Sofa-Talks“ zum Thema „Zukunft der Schule“ ansehen konnten. Auch der Kultusminister wurde zu Anfang der Veranstaltung zusammen mit Kreisschulsprecherin Tamara Traiser (Feldbergschule) auf das rote Sofa gebeten.

„Schule und Zukunft – das muss zusammenpassen“

Kultusminister R. Alexander Lorz gab sich in Bezug auf das Thema zuversichtlich. Schule sei auf dem richtigen Weg und man habe schon wichtige zukunftsorientierte Maßnahmen umgesetzt. So berichtete er über die Neueinstellung von Lehrkräften, 700 Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte, die Öffnung der Schule für Projekte jeglicher Art wie das Pilotprojekt „Digitalisierung an der Grundschule“ in Grävenwiesbach, über Bildungsstandards und Kernkompetenzen, die die alten starren Lehrpläne ersetzt hätten, und natürlich von der zunehmenden Digitalisierung der Schulen. Diese sei zwar wichtig, aber nur zusammen mit der Pädagogik und einem passenden Gesamtkonzept lohnenswert. Hierbei sei auch die Ausbildung der Lehrkräfte enorm wichtig. Schule verändere sich mit der Gesellschaft, dürfe aber nicht per se mit Traditionen brechen, sondern müsse die Bedürfnisse der Menschen mit den neuen Anforderungen behutsam zusammenführen. „Es darf sich nicht alles den digitalen Medien unterordnen“, warnte Lorz. Dass er grundsätzlich offen für Neues ist, zeigte der Kultusminister auch in der Diskussion um den Zeitpunkt der Abiturklausuren in Hessen.  „Warum müssen Abiturienten noch Klausuren schreiben, wenn das Abitur schon längst gelaufen ist?“, hakte Kreiselternbeiratsvorsitzender Gereon Stegmann unter starkem Applaus aus dem Publikum nach. Hier könne der Landeselternbeirat aktiv werden und Veränderungen initiieren, denen sich das Kultusministerium nicht verschließen werde, empfahl Lorz.

 

Digitalisierung ist nicht alles – Medien können keine Inhalte ersetzen

Im Mittelpunkt des Abends stand allerdings der Begriff „Digitalisierung“ und so wurden andere wichtige Fragestellungen, die insbesondere den Jugendlichen unter den Nägeln brannten, nur am Rande thematisiert. Wie kann Schule das soziale Miteinander und die Gemeinschaft stärken? Wie kann man Schule berufsbezogener gestalten und neue interessante Fächer integrieren, ohne die allgemeine Studierfähigkeit zu gefährden? Wie können Selbstständigkeit und Persönlichkeit von Schülerinnen und Schülern gefördert werden? Wie individuelle Fähigkeiten,  Kreativität, Methodenkompetenz, und ja  – nicht zu vergessen - kritisches Denken? Welche Lehrerrolle sollte dabei zukünftig im Fokus stehen? Der Allrounder, der zu der Fülle von täglichen Anforderungen nun auch noch Technikeraufgaben stemmen müsse, könne nicht die Lösung sein, betonte die Lehrerseite am Podium. Für den technischen Support und die Wartung der neuen Medien an den Schulen müssten Land und Kreis das nötige Personal zur Verfügung stellen.

 

Die zunehmende Digitalisierung und die Fokussierung auf neue Medien für Unterricht und Schule wurden aber auch kritisch hinterfragt. Ulrike Mäding-Lemmerich,   Elternvertreterin und Geigerin im hr - Sinfonieorchester, die zusammen mit Lehramtsstudent Josef Heinrich Bogatzki am Flügel, als YouTube-Star bekannt unter dem Namen „TheJoCraft“, ganz traditionell musizierte, plädierte für mehr Analoges und mehr Langsamkeit in der Schule. Diese müsse auch ein Gegenpol zu den rasanten Entwicklungen auf der Welt sein, müsse auch Gemeinschaft stiften und Traditionen pflegen. Medien seien kein Ersatz für Inhalte und „echte schöne analoge Erlebnisse“. Selbst Youtuber TheJoCraft stellte klar: „Digitale Medien sind nur Medien und keine Welt.“  Eine aufs Digitale reduzierte Kommunikation führe zur Entfremdung, warnte er. „Schule ist wichtig! Sie sollte aber nicht nach vorne preschen und dabei Fehler machen!“

 

Mut zu Visionen – doch das Soziale nicht vernachlässigen

Und dann kam als Stand-Up-Comedian Jürgen Kohnen, von Haus aus Innovationsleiter bei Procter und Gamble Deutschland,  und hielt, nachdem er eindringlich dafür geworben hatte, an eigene Ideen und technische Visionen zu glauben,  sehr treffend, dem Publikum, Jung und Alt, den Spiegel vor. Sein Vortrag analysierte, satirisch und ernst zugleich, die zunehmende Abhängigkeit vom Smartphone, die Glücksgefühle und depressiven Verstimmungen, die Messenger Services auslösen können bis hin zur „Nomophobia“, der Angst nicht permanent erreichbar zu sein. Werden wir gar asozial durch die sogenannten „Sozialen Medien“? Wächst hier eine egozentrische „Me me me -Generation“ heran, stets auf der Suche nach sofortiger Befriedigung und Bestätigung? Und findet das konkrete Gegenüber überhaupt noch die nötige Beachtung? So lauteten die wichtigen Fragen, die Kohnen aufwarf. „Soziale Medien machen dich nicht sofort sozial verträglich“. Wahre Worte, die auf fruchtbaren Boden fielen und mit starkem Applaus bedacht wurden.

 

Kreative Beiträge, Filmeinspielungen, muntere Diskussionen am wechselnden Podium mit unterschiedlichen Experten aus dem Schulleben, darunter auch Schülerinnen und Schüler mit Auslandserfahrung, ein sehr offen auftretender Kultusminister sowie ein inspiriertes Moderatorenteam, das sehr viele kritische Fragen aus dem Publikum aufgriff, - aus dieser Mischung erwuchs ein sehr kurzweiliger Abend, der viele Dimensionen des Themas aufzeigte. Bei so viel Engagement, aber auch Gelassenheit im Umgang mit den Zukunftsfragen, sollte einem hinsichtlich der „Zukunft der Schule“ nicht bange werden, auch wenn längst nicht alle wichtigen Themen behandelt werden konnten. (slz/nlh)

 

 

J. Niesel-Heinrichs (Pressesprecherin)                                                                V. Räuber (Schulleiter)




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