Retrospektive Kunstausstellung 2019 - 2021
v.l.n.r.: Nils Massholder, Birk Buscher, Alicia Jöbstl, Emma Hornung, Victoria Tutsch, Jasmin Heiden, Anna Sauer, Michaela Hagen, Meret Harburger, Carina Grandpierre, Janique Hornberger, Tania dos Santos Singh und Julia Brosch im Kunst-Kurspulli
(Fotografie von Hannah Albert)
In der vielseitigen und aktuellen Online-Ausstellung wird eine Auswahl von Oberstufenarbeiten gezeigt, die im Kunstunterricht von 2019 bis 2021 entstanden sind.
In der Einführungsphase, zunächst unter der Leitung von Kunstlehrerin Susanne Hieble, ging es um zeichnerische, malerische und plastische Arbeiten zu den Themen Stillleben, Natur, Porträt und Figur. Die Teilnahme am Hessischen Landeswettbewerb „Jugend malt“ stellte ein erstes Highlight dar und Jasmin Heiden ging als eine Gewinnerin aus dem Wettbewerb hervor (Besonderes – „Jugend malt“ 2019).
Ein Schwerpunktthema der Qualifikationsphase 1, nun unter der Leitung von Kunstlehrerin Michaela Hagen, bezog sich auf die Auseinandersetzung mit künstlerischen Positionen des Surrealismus. Die Werke von Frida Kahlo und René Magritte wurden unter die Lupe genommen und für die eigene praktische Arbeit produktiv genutzt. Es entstanden Nachbilder mit Acryl auf Leinwand zu ausgewählten Selbstbildnissen. Die herausfordernde Aufgabe bestand darin, das eigene Selbstporträt zu malen und dieses in einen geeigneten Kontext zu übertragen. So verstand es z.B. Anna Sauer, das Nachbild zu Frida Kahlos Gemälde „Selbstbildnis mit Affe“ [1] von 1940 mit ihren kanadischen Wurzeln zu verbinden. Sie stellte sich anstatt eines Affen einen Biber, das kanadische Nationaltier, zur Seite und im Hintergrund leuchtet roter Ahorn, der auch die kanadische Flagge ziert (Q1 Selbstporträt als Nachbild). Die Beschäftigung mit Wassily Kandinsky und der Abstraktion eröffneten neue malerische Umgangsweisen. Autonome Farben und Formen wurden für den persönlichen Ausdruck gewonnen. Die sinnlich vereinnahmende Atmosphäre einer Gebirgsschlucht wurde mittels Film als Inspiration für erste freie Malereien genutzt. Orientierung gab das Gemälde von Wassily Kandinsky „Improvisation Klamm“[2] von 1914, welches Bezüge zu Wasser und Bergen aufweist. Völlig mühelos gelang es den Schüler*innen, auch mit Hilfe selbst gewählter Musik, malerische Umsetzungen jenseits von konkreten Dingen zu erproben (Q1 Annäherung an Abstraktion). |
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(Frida Kahlo: Selbstbildnis mit Affe, 1940, Öl auf Hartfaser, 55,2 x 43,5 cm) |
Auch das plastische Arbeiten der Jugendlichen wurde von Wassily Kandinsky inspiriert. In seinem Spätwerk entstand 1940 das Gemälde „Himmelblau“[3], das von einer bunten, biomorphen Formensprache gekennzeichnet wird. Unter dem Motto „Vom Flächigen zum Plastischen“ kreierten die Schüler*innen leichte, organische Gebilde, um sie in Anlehnung an das „Himmelbild“ frei im Raum schwebend zu präsentieren. Auch Fotografien und Zeichnungen von Mikroorganismen wurden in die Erkundung mit einbezogen. Peddigrohr diente bei der Umsetzung als Gerüst und durchscheinendes Strumpfgewebe als Oberflächenmaterial. Fortsätze, Aufbauten, Strukturen u.a.m. verliehen durch Form und Farbe eine besondere Charakteristik. Die phantastischen Objekte, auch teils an Viren erinnernd, z.B. „Gelbgrünes Kugelarmtierchen“ von Julia Brosch, entstanden kurz vor dem Beginn der Pandemie in Deutschland und waren somit ungeahnt aktuell. Alle Mikroorganismen traten als Objektinstallation bei der Ausstellung „Kunst aus Schulen des Hochtaunuskreises“ in der Galerie Artlantis in Bad Homburg im März 2020 in Erscheinung (Q1 Mikrokosmos – Phantastische Objekte/ Besonderes – Teilnahme am Wettbewerb „Kunst aus Schulen des Hochtaunuskreises“ 2020).
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(Wassily Kandinsky: Himmelblau, 1940, Öl auf Leinwand, 100 x 73 cm9 |
Die Beschäftigung mit den Bildmedien in der Qualifikationsphase 2 brachte Fotoarbeiten zum Thema „Cache, cache!“ (zu Deutsch: „Versteckspiel“) hervor, die im Distanzunterricht in der Zeit des ersten Lockdowns entstanden sind. Die Ergebnisse zeigen auf originelle Weise, wie in der Fotografie mit Inszenierung gearbeitet werden kann. Es ging darum, das Verschwinden einer Figur oder von Teilen einer Figur mit unterschiedlichsten Mitteln zu erzielen. Die Schüler*innen nutzten z.B. Größenunterschied, Kontrast, Bemalung, Schlagschatten, Bewegungsunschärfe und auch Verkleidung als Elemente der Bildgestaltung. Janique Hornberger treibt mit ihrer Fotoarbeit sogar ein doppeltes Spiel, da erst bei genauerem Hinsehen die vermeintliche Frontalansicht als Profil erkannt wird. Bei Meret Harburgers Arbeit steht auch ein Gesicht im Mittelpunkt, dieses verschwimmt jedoch durch Bewegungsspuren und verschmilzt mit der Umgebung (Q2 „Cache, cache!“ – Inszenierte Fotografie). Eine Anfrage der Mediothek des Gymnasiums Oberursel führte zur nächsten gestalterischen Herausforderung. Es wurden Plakate für die Räumlichkeiten gewünscht, die Schüler*innen des GO auf aktuelle Umweltprobleme aufmerksam machen. Die jungen Kreativen entschieden sich für die Themenbereiche „Energie und alternative Fortbewegung“, „Artenschutz“ und „Plastikvermüllung“. In analogen Verfahren, mit digitalen Methoden und auch auf Grafik-Tablets entstanden originelle Plakate mit markanten Motiven und unterstützenden Slogans. Das Plakat von Alicia Jöbstl „Be Bee Friendly“ zeigt z.B. auf eindrucksvolle Weise die Weltkugel mit wabenstockartigen Kontinenten und riesigen Bienen, womit sie auf den Rückgang der Bienenpopulation aufmerksam (Q2 Umweltplakate/ Besonderes – Umweltplakate für die Mediothek 2020) macht. Eine völlig andere Herangehensweise ging mit dem nächsten Schwerpunkt „Collage und Fotomontage“ einher. Schon bestehendes, fotografisches Material wurde ausgewählt, gesammelt und auch nach dem Prinzip Zufall zu einer neuen Komposition zusammengeführt. Inspiriert durch die humorvollen und provokanten Arbeiten der Künstlerin Hannah Höch entstand Erhellendes und Lustiges zum Rollenverhalten von Männern und Frauen. Die Schüler*innen arbeiteten sich an gängigen Klischees ab. Der weibliche Konsumwahn findet z.B. Eingang in den Collagen von Victoria Tutsch und Carina Grandpierre und der klassische Held wird von Nils Massholder in die Gegenwart übertragen (Q2 Typisch Frau, typisch Mann – Collage).
Die Qualifikationsphasen 3 und 4 waren vor allem der Architektur gewidmet. Die vielfältigen Möglichkeiten der Architekturzeichnung und des Modellbaus wurden vor Augen geführt und das zwei- und dreidimensionale Gestalten zu unterschiedlichen Anforderungen erprobt, z.B. Fassade, Pavillon, Turm. Bunte, postmoderne Fassaden, Pavillongebilde mit schräger, eckiger und geschwungener Formsprache in Annäherung an Dekonstruktivismus und Parametrismus erweiterten die Architekturvorstellungen der Jugendlichen (Q3 Annäherung an Architektur). Die faszinierende Idee des Wohnens und Arbeitens auf mehreren Etagen in einem Turm nahmen die Schüler*innen als Ausgangspunkt für eigene Entwürfe. Diese wurden als bunte, isometrische Architekturzeichnungen umgesetzt. Ziel war es, eine Idee, eine Vorstellung oder ein Motiv mit einer kubischen, architektonischen Form zu verschmelzen. Der Atelierwohnturm „Das Geschenk“ von Birk Buscher, der von Rot hervorspringenden Fassadenteilen gegliedert wird und dadurch an ein Paket mit Geschenkband erinnert, oder „Der Pfeil“ von Emma Hornung mit in den Himmel strebender Fensterfassade zeigen, wie dies eindrücklich gelungen ist (Q3 Atelierwohnturm – Architekturzeichnung). Die intensive Beschäftigung mit den ortspezifischen, fließenden Architekturentwürfen von Zaha Hadid, einer irakischen Stararchitektin, leitete über zu einer größeren, praktischen Arbeit. Die Schüler*innen erhielten die Aufgabe, eine städtische Straßenbahn- Haltestelle zu kreieren[4] und hierfür ein Modell im Maßstab 1: 67 zu bauen. Die Formgebung sollte Bezüge zu botanischen Formen aufweisen, da das Szenario der Aufgabe vorgibt, dass die Haltestelle sich an einem „Botanischen Garten“ befindet. Blüten, Blätter und auch Gräser verschmolzen mit architektonischen Elementen. Folgende Modellbaumaterialien kamen zum Einsatz: Graupappe, Architekturpappe, Folien, Draht, Kordel, Peddigrohr, Holz, Metall und Papier. Die Formensprache, ob eher eckig oder geschwungen, war frei wählbar. In manchen Modellen, wie bei Tania dos Santos Singh, wurde beides auch kombiniert (Q3 Haltestellen – Architekturmodelle).
Die jungen Künstlerinnen und Künstler Julia Brosch, Birk Buscher, Tania dos Santos Singh, Carina Grandpierre, Meret Harburger, Jasmin Heiden, Janique Hornberger, Emma Hornung, Alicia Jöbstl, Nils Massholder, Anna Sauer und Victoria Tutsch freuen sich über den Besuch der Online-Retrospektive. Auch im Schulhaus können einige Werke bewundert werden, z.B. in den Vitrinen des Mozartfoyers und in der Mediothek.
Das Motiv des Ausstellungsplakats und der Kurspullis geht auf die Darstellung von Michelangelo „Die Erschaffung Adams“[5] (1508 – 1512) zurück und zeigt den Ehrgeiz der Schüler*innen, ihre Lehrer*innen auf originelle Art und Weise zu verewigen.
Michaela Hagen
im Februar 2021
[1] Frida Kahlo: Selbstbildnis mit Affe, 1940, Öl auf Hartfaser, 55,2 x 43,5 cm, in: Dexter, Emma u.a. (Hg.): Frida Kahlo, München 2005, S.125.
[2] Wassily Kandinsky: Improvisation Klamm, 1914, Öl auf Leinwand, 110 x 110 cm, in: Landesinstitut für Erziehung und Unterricht Stuttgart: Meisterwerke der Kunst, Mappe 41, Villingen 1993.
[3] Wassily Kandinsky: Himmelblau, 1940, Öl auf Leinwand, 100 x 73 cm, in: Düchting, Hajo: Kandinsky, Köln, 2015, S. 78.
[4] Abituraufgabe des Hessischen Landesabiturs von 2019.
[5] Michelangelo: „Die Erschaffung Adams“, 1508 – 1512, in: https://www.wikiart.org/de/michelangelo/die-erschaffung-adams-1512.
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Anna Sauer: ohne Titel, Acryl auf Karton, 28 x 20 cm |
Birk Buscher: ohne Titel, Acryl auf Karton, 28 x 20 cm |
Julia Brosch: ohne Titel, Acryl auf Karton, 28 x 20 cm |
„Mikrokosmos“ – Objektinstallation im roten Raum der Galerie Artlantis in Bad Homburg anlässlich der Ausstellung „Kunst aus Schulen des Hochtaunuskreises“ im März 2020 unter dem Motto „Verrückt!“
Hier finden Sie dazu auch die Pressemitteilung.
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Plakate zum Themenbereich „Plastikvermüllung“ in der Lese- und Arbeitsecke | Plakate zum Themenbereich „Energie“ beim Büchertisch neben dem Tresen |
Hier finden Sie die Pressemitteilung dazu.
(Alle Fotografien, die in der Präsentation zu sehen sind, wurden von Michaela Hagen aufgenommen.)
Vernissage der Online-Retrospektive des Kunst-Leistungskurses des Abiturjahrgangs 2021
An ungewohntem Ort, im Mozartfoyer des Gymnasiums Oberursel, fand am 01. März 2021 in kleinstem Kreis die Vernissage der Retrospektive 2019-2021 des Kunst-Leistungskurses der Jahrgangsstufe Q4 statt. Neben elf der Schülerinnen und Schüler des Kurses waren nur Tutorin Michaela Hagen, die stellvertretende Schulleiterin Christiane Schichtel, Friederike Pitsch als Leiterin des Fachbereichs I und Ulrike Robel (verantwortlich für die Homepage der Schule) anwesend.
Nach einigen kurzen Grußworten übergab Michaela Hagen das Wort an Alicia Jöbstl und Emma Hornung. Diese schilderten und erläuterten die Entstehung und Bedeutung der ausgestellten Kunstwerke, die in den drei Vitrinen im Mozartfoyer des GO und auch in der Mediothek von der Schulgemeinde ab sofort bestaunt werden können.
Die jährliche Ausstellung, die sonst in der Stadtbücherei Oberursel zu Gast sein darf, bliebe somit bedingt durch die Pandemie einem schulinternen Publikum vorbehalten. Da die jungen Künstlerinnen und Künstler aber mit recht auf ihre Leistungen der letzten drei Schuljahre stolz sein können und diese auch zeigen möchten, können Besucher auf der Homepage des GO einen virtuellen Rundgang durch die Kurshalbjahre machen und die Exponate online bewundern. Dank Ulrike Robel, die dabei tatkräftige Unterstützung leistete, können Interessierte nun rund um die Uhr anschauen, zu welchen großartigen Leistungen die jungen Künstlerinnen und Künstler des GO fähig sind.
Unter https://gymnasium-oberursel.de/ findet man den Zugang. Die „Eingangstür“ zur Ausstellung ist das abgebildete Vernissage-Plakat. Mit einem Begleittext führt Michaela Hagen das Publikum durch die Online-Ausstellung. Die einzelnen Kunstwerke können durch Anklicken auch noch herangezoomt werden. Da es online leider nicht möglich ist, wie gewohnt ein Gästebuch auszulegen, gibt es auch hier eine digitale Lösung. Über die Dienstmailadresse Michaela.Hagen2@schule.hessen.de (bitte unbedingt auf die“2“ achten, da es eine Namensvetterin gibt!) sind die Tutorin sowie die Schülerinnen und Schüler erreichbar. Der Kurs würde sich über Fragen, Rückmeldungen und Anregungen per Mail freuen.
In der Ausstellung zu sehen sind Selbstporträts à la Frida Kahlo oder René Magritte, phantastische plastische Kunstwerke inspiriert von Gemälden Wassily Kandinskys, Malereien zu Landschaften oder Musik, Inszenierte Fotografien, Umweltplakate sowie Collagen zum Thema „Typisch Mann, typisch Frau“. Aber auch das Thema „Architektur“ wurde zeichnerisch oder modellhaft angegangen.
Im Anschluss an die Präsentation bedankten sich Alicia Jöbstl und Emma Hornung im Namen des Kunst-LK mit einem süßen Dankeschön bei ihrer Tutorin Michaela Hagen für den vielseitigen, teilweise herausfordernden, engagierten und offenen Unterricht. Auch die großartige digitale Unterstützung während des Lockdowns hoben die Schülerinnen in ihren Lobesworten hervor. Auch bei Ulrike Robel bedankten sich die jungen Künstlerinnen und Künstler mit einem süßen Geschenk, denn ohne deren technische Unterstützung und das Einstellen auf der GO-Homepage wäre die Online-Ausstellung nicht zustande gekommen.
Im Namen der Schulleitung bedankte sich Friederike Pitsch bei den angehenden Abiturientinnen und Abiturienten für eine „wieder einmal“ äußerst gelungene und künstlerisch hochwertige Ausstellung. Die Kreativität der Jugendlichen begleite durch die zahlreichen Exponate im ganzen Schulgebäude die Schulgemeinde durch den Alltag. Bei Tutorin Michaela Hagen bedankte sich die Fachbereichsleiterin für den Verve, mit dem sie den Kurs über die Jahre geführt und zu Höchstleistungen angetrieben habe.
Die jungen Künstlerinnen und Künstler Julia Brosch, Birk Buscher, Tania dos Santos Singh, Carina Grandpierre, Meret Harburger, Jasmin Heiden, Janique Hornberger, Emma Hornung, Alicia Jöbstl, Nils Massholder, Anna Sauer und Victoria Tutsch freuen sich über den Besuch der Online-Retrospektive. (jun)
Christina Jung Christiane Schichtel
(Pressesprecherin) (stellv. Schulleiterin)

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