Geographische Großexkursion nach Brandenburg 2016
Die Erdkundekurse der Oberstufe des Gymnasiums Oberursel fahren kurz vor den Sommerferien auf die geographische Großexkursion. Nachdem wir 2005,2007 sowie 2013 in der sächsischen Schweiz mit Dresden und 2006 sowie 2012 in Mecklenburg-Vorpommern waren, führen uns die Exkursionsziele diesmal nach Brandenburg. Damit besuchen wir auch mit dieser ‚zusätzlichen Studienfahrt‘ wieder die neuen Bundesländer (vgl. HKM, 2009, I 1.4.).
Neben dem geographischen Interesse haben diese Großexkursionen einen weiteren wichtigen Hintergrund. Antonie Rietzschel, eine bremer Politikstudentin aus Dresden schreibt, dass Unwissenheit die Ursache für viele Vorurteile, die ihr begegneten, waren. Dies führt sie unter anderem darauf zurück, dass viele westdeutschen Studenten noch kein einziges Mal in Ostdeutschland waren, um sich selbst ein Bild zu machen (Rietschel, 2008). Mit der geographischen Großexkursion wollen wir dem entgegenwirken, auch wenn dies nur punktuell möglich ist.
Wie auch der Professor von Frau Rietzschel (Rietschel, 2008), kommen wir im Erdkundeunterricht nicht umhin vom Osten als entwicklungsschwacher Region zu sprechen. Dem gegenüber stehen jedoch auch zahlreiche Erfolgsgeschichten. Bewusst werden deshalb Gegenbeispiele im Unterricht präsentiert. Inhalte wie das „Silikon Saxony“ (Wirtschaftsregion Sachsen als Standort für Mikroelektronik) oder die Wirtschaftsregion Halle-Leipzig mit ihrem Flughafen, der vom Frachtaufkommen auf Platz 2 in Deutschland hinter dem Rhein-Main-Flughafen liegt (ACI, 2014). Um sich solche Projekte auch vor Ort anzusehen besuchten wir auf unseren Exkursionen z.B. die Produktion des Phaeton in der „Gläsernen Manufaktur“ (Volkswagen Sachsen, 2014) oder den Rostocker Hafen mit seinem außerordentlichen RoRo-Verkehr in Richtung Skandinavien (Rostock Port, 2016).
Neben diesen eher wirtschaftsgeographischen Aspekten besticht immer wieder die ostdeutsche Landschaft und naturräumliche Ausstattung durch ihre Schönheit und Vielfalt. Im Zuge des Nationalparkprogramms der DDR konnten 1990 in „letzter Minute“ viele Schutzgebiete etabliert werden. So waren Oberurseler Schüler bereits auf den Kreidefelsen in Rügen (Nationalpark Jasmund, 2015), dem Darß (Nationalpark Vorpommerische Boddenlandschaft, 2015) und im Elbsandsteingebierge (Natinalpark Sächsiche Schweiz 2015).
Die vom 11.-14. Juli 2016 stattfindende geographische Großexkursion nach Brandenburg (siehe Abb. 1) wird sich ebenfalls mit Landschaft und insbesondere ihrer Veränderung beschäftigen (siehe Abb. 2). Wir werden vor Ort das Vorgehen und die Ausmaße von Kohletagebergbau vor Augen führen (vgl. hierzu Abb. 3 + 4).
Für diese Art der Rohstoffgewinnung (Abb. 5 + 6) steht insbesondere die thermische Nutzung in Kohlekraftwerken im Vordergrund (siehe nochmals Abb. 2 + 3). Auf der Exkursion werden diese Art der Stromgewinnung und ihr Einfluss auf den Landschaftshaushalt mit den Auswirkungen alternativer Methoden verglichen. Dabei spielt neben dem Landschaftsverbrauch (s. Abb. 7) insbesondere der Wasserhauhalt eine entscheidende Rolle. So stellen die Grundwasserabsenkungen während des Tagebaus und die Restwasserseen mit teils sehr saurem Wasser große ökologische Probleme dar. Gleichzeitig entstehen in der Lausitz durch mit der Bergbaufolgelandschaft große Seengebiete, die heute vorwiegend touristischen genutzt und vermarktet werden (Lausitzer Seenland 2016).
Einen zweiten Themenschwerpunkt bildet die polnisch-deutsche Doppelstadt Guben/Gubin (siehe Abb. 8,9,10,11). Nach dem 2. Weltkrieg durch die Oder-Neiße-Demarkationslinie getrennt verlor die Stadt zunehmend an Wirtschaftskraft und politischer Bedeutung. Wie in vielen ländlich geprägten Gebieten, gerade auch in Grenznähe, ging in Guben nach der Wende die Einwohnerzahl von über 30.000 (1990) mehr als 2/3 auf zuletzt 17431 zurück (Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, 2016). Die mit dem demographischen Wandel, dem Beitritt Polens zum Schengen-Raum (2007) sowie die aktuellen Regierungswechsel zusammenhängenden Veränderungen werden im Kontakt mit Gubenern in Erfahrung gebracht.
Marc Gerhard, Fachlehrer für Erdkunde
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