Gymnasium Oberursel

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Festtag zum 100. Geburtstag des Gymnasiums mit akademischem Festakt, Erzählcafé, Ehemaligentreffen und fröhlichem Hoffest

Am zentralen Festtag zum 100. Geburtstag des Gymnasiums zeigte die Sonne Erbarmen und ermöglichte so einen rundum kommunikativen Festtag – in Aula, Rotunde, Klassenräumen und auf dem Hof. Viele Ehemalige und Ehrengäste fanden sich am 29. Juni, nach dem 25. Februar der zweite Höhepunkt zum runden Jubiläum der Schule, am Gymnasium Oberursel ein, um das Ereignis gebührend zu feiern, und trugen am Ende neben schönen Erinnerungen auch etwas Bleibendes unter dem Arm nach Hause, die historische Festschrift „Gestern, heute, morgen".

Viele geladene Gäste

Schulleiter Volker Räuber konnte beim Festakt viele Ehrengäste begrüßen, darunter Landrat Ulrich Krebs, Bürgermeister Hans-Georg Brum, den Kreistagsvorsitzenden Manfred Gönsch, die Landtagsabgeordneten Ellen Enslin und Dorothea Henzler, Schulamtsleiterin Dr. Rosemarie zur Heiden, die ehemaligen Schulleiter Wolfgang Köhler, Bernhard Lehnert und Detlef Ziebe. Sein Dank galt sowohl den Autoren der Festschrift und den Organisatoren der Jubiläumsveranstaltungen als auch dem Hochtaunuskreis für den Neubau und der Stadt Oberursel für die gute Zusammenarbeit. Räuber beschrieb die Schule als eine „Insel", die sich immer wieder neuen Strömungen in Politik und Gesellschaft ausgesetzt sehe und sich positiv modernisieren müsse, um die Schülerinnen und Schüler auf die sich wandelnden Anforderungen vorzubereiten. Dazu gehöre auch, Anerkennung und Wertschätzung stärker in den Fokus zu rücken, allerdings ohne die Kinder und Jugendlichen vor allen Schwierigkeiten zu bewahren. Die gute Lehrkraft müsse auch heute noch Vorbild und Konfliktpartner sein und klare Werte vertreten.

Prof. Siegfried Quandt (Gießen) hielt den Festvortrag

Festredner Prof. Siegfried Quandt (Gießen) beleuchtete in seinem Vortrag „100 Jahre Gymnasium Oberursel. 1913-2013 – Prägungen und aktuelle Perspektiven" vergleichend die gesellschaftlichen und pädagogischen Strömungen der Jahre 1913, 1972/73 und 2013 und nahm dabei auch Bezug auf die Festschrift des Gymnasiums.

Die Zeit der Schulgründung um 1913 sei vielschichtig gewesen, eine Zeit des (pädagogischen) Aufbruchs einerseits und des Nationalismus und der Kriegsbegeisterung andererseits. Die Motive, die in Oberursel zur Gründung einer Oberrealschule führten, beschrieb er mit Bezug auf ein Zitat des ersten Schulleiters Herrmann Wallenfels als modern und reformorientiert: Die neue Schule sollte mit ihrer wirtschaftlich-technischen Akzentsetzung dem „erwerbsmäßigen Mittelstand" und der Vorbereitung auf den „späteren wirtschaftlichen Kampf" dienen und war als Gegenmodell zum neuhumanistischen Gymnasium konzipiert. Parallel habe es aber 1913 auch in Oberursel die ungebrochene Bereitschaft gegeben, für Kaiser und Vaterland in den Krieg zu ziehen. Damals hätten konservative Eliten noch den Krieg als „die höchste Kraft- und Lebensäußerung wahrer Kulturvölker" gefeiert. Die etablierte Pädagogik jener Zeit sei militärisch geprägt gewesen und hieß die Schüler vor allem „parieren". Einige Reformpädagogen begründeten demgegenüber schon zu dieser Zeit eine „Pädagogik vom Kinde aus". In der Schule aber habe bis in die 60er Jahre eine konservative Pädagogik geherrscht, bei der die Lehrer häufig als Diktatoren erlebt wurden. Die Epochen übergreifende pädagogische Leitfigur der Schulpädagogik vom Kaiserreich bis in die Adenauer-Zeit
sei dabei Erich Weniger gewesen; der Unterricht sei vom Fach her definiert worden und nicht „om Kinde aus" und habe in der Regel wenig Gegenwartsbezug aufgewiesen. Die Bildungs- und Schulreform nach der von Georg Picht 1964 erklärten „ildungskatastrophe" sei deshalb überfällig gewesen, jedoch habe die Erneuerungsbewegung bei Teilen der Schüler und Studenten auch zu unverhältnismäßiger Radikalisierung und inhumaner Gewaltbereitschaft geführt, wie man, gerade in Hessen, auch an den Morden der RAF habe sehen können. 1972/73, in der Zeit der Gesamtschule Oberursel, habe das Hierarchiegefälle in den Schulen abgenommen, und es sei zu vielen curricularen Veränderungen gekommen. Bei allem Fortschrittsglauben sei die „euchtkraft" des Gymnasiums aber erhalten geblieben, was 1988 in Oberursel zum Neustart des Gymnasiums Oberursel geführt habe.

Im Jahr 2013 stehe das Gymnasium wieder vor neuen Herausforderungen, die eine weltoffene, in vielen Punkten „exzellente" und selbstständige Schule wie das Gymnasium Oberursel aber gut bewältigen könne. Quandt gab ihr dazu folgende Ratschläge: Die Schule von heute müsse sich mit der Gefahr des „Digitalismus" auseinandersetzen und den digitalen Medien kritisch begegnen, denn diese stünden kategorialer Bildung im Wege. Der Platz der Bildung sei nämlich „Im Kopf". Auch schalte die Herrschaft des Digitalen im wirklichen Leben immer stärker die menschliche Verantwortung aus, wie am Hochfrequenzhandel der Finanzindustrie abzulesen sei. Die zweite gesellschaftliche Herausforderung sah Quandt im Islam. Westliche Kultur und Islamisierung passten nicht zusammen, warnte Quandt und empfahl den Schulen zugleich, mehr Kontakt zur asiatischen und arabischen Welt zu pflegen und sich mit deren Kultur und Pädagogik auseinanderzusetzen.

Schließlich gab er auch noch den Lehrkräften Kriterien für den Unterricht mit auf den Weg: Lebensnah, interessant und wichtig müssten die Unterrichtstoffe sein. „Der Landeplatz des Lehrens ist der Kopf des Schülers." Umfassendes Wissen sei heute nicht mehr zu vermitteln. Lehrer müssten an den Gedanken und Fragen ihrer Schüler anknüpfen, wenn sie Wirkung erzielen wollten, und die Schülerinnen und Schüler forderte er auf: „Löchert Eure Lehrerinnen und Lehrer mit Euren Fragen!"

Gratulation von Landrat Krebs und Bürgermeister Brum

Landrat Ulrich Krebs sah in seinem Grußwort ebenfalls das Gymnasium Oberursel „ür die Zukunft gut gerüstet". Der moderne, preisgekrönte Neubau sei ein innenstadtnaher moderner Lernort und auch ein Zuhause für die Schüler, insofern das „chönste Geburtstagsgeschenk" zum 100-jährigen Jubiläum. Ein besonderes Geschenk sei auch, dass in Europa seit über 60 Jahren Frieden herrsche, führte Krebs mit Rückblick auf den Zweiten Weltkrieg aus, bei dem viele junge Menschen ihr Leben verloren hätten. Der Schule wünschte er für die kommenden Jahrzehnte eine gute pädagogische Entwicklung. Die Glückwünsche der Stadt überbrachte Bürgermeister Hans-Georg Brum, der die enge Verbindung zwischen Stadt und Schule, die ein wichtiger Impulsgeber für die Stadtgesellschaft sei, hervorhob. Dies sei auch schon 1913 so gewesen, als die Gründung der Schule aus der Initiative der Bürgerschaft hervorging. Es lohne sich, mit der gut gemachten Festschrift die gemeinsame Geschichte von Schule und Stadt zurückzuverfolgen. Heute passten das Leitbild der Stadt Oberursel „Leben. Qualität. Zukunft" und die weltoffene Orientierung des Gymnasiums sehr gut zusammen, und die Gebäude böten beste Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen im 21. Jahrhundert. „Das Gymnasium ist 100 Jahr jung", schloss Brum.

Ausgewählte musikalische und visuelle Programmpunkte

Danach zeigte der junge Pianist Julius Asal mit dem Scherzo h-Moll, op. 20 von Frédéric Chopin sein herausragendes Können und seine große Virtuosität und begeisterte das Festpublikum. Der „GO-Kurzfilm" des ehemaligen Schülers Daniel Klantke deklinierte sehr kunstvoll die Schwerpunkte und Attribute des heutigen Gymnasiums von „musikalisch" bis „Leben und Lernen". Der Abiturient Dennis Tjiok dirigierte das Kammerorchester der Schule, das seine Eigenkomposition „Firmamental Braid" darbrachte. Die Fotopräsentation von Matthias Helb gab einen impressionistischen Überblick über die Geschichte, die baulichen Phasen und die aktuelle Situation am Gymnasium. Das Sinfonieorchester (Leitung: Helge Brendel) schließlich setzte mit Bizet einen dynamischen Schlussakzent unter das kurzweilige Vormittagsprogramm. Nach diesen gut gemachten Programmpunkten strömte das angetane Festpublikum zum liebevoll angerichteten Imbiss und zu vielen Gesprächen ins Mozart-Foyer. Nicht wenige Gäste vertieften sich auch sogleich in die eben erstandene Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum. Nach dieser Pause begann schon bald das kommunikative Nachmittagsprogramm.

Erzählcafé der Generationen

Ganz unterschiedliche Generationen hatte Lehrerin Christina Jung ans Podium der Rotunde gebeten. Unter der Moderation von Wolfgang Borgfeld (Abitur 1978) wurden Erfahrungen der Schulzeit und ganz persönliche Erinnerungen ausgetauscht. So berichtete Ottfried Gabel (Abitur 1946) von seinem Flak-Einsatz als Schüler und vom Abitur-Sonderkurs für Kriegsheimkehrer im Jahr 1946. Ab 1945 habe es in Oberursel keine Schule mehr gegeben, erzählte Lotti Joppen. Fast ihre ganze Schulzeit habe unter dem Verdikt des Krieges gestanden: „90 Prozent unserer Schulzeit war Krieg." Für die Ausgrenzung der jüdischen Mitschüler habe sie sich geschämt, gestand sie.

Auch einzelne Lehrerpersönlichkeiten der Nachkriegszeit wurden gewürdigt. „Ich denke so gern an Musiklehrer Hobbes", schwärmte sie, „Wir haben die ganze Zauberflöte gesungen." Dagmar Schaefer (geb. Rohde) erinnerte sich an die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium in der Grundschule, „Als die Amerikaner noch das Gymnasium besetzt hielten". Lehrer Karl Koch habe sich dabei sehr human gezeigt, lobte sie und schwärmte danach vom Weihnachtsspiel „Das Land ohne Tränen" (1946/47), das Frau Dr. Kaltenhäuser mit fast 100 Schülern aufgeführt habe. Dr. Schreiner, eine ältere Lehrerin, habe sie mit der Demokratie vertraut gemacht. Nach dem Krieg habe es getrennte Jungen- und Mädchenklassen gegeben, und nur sehr wenige Mädchen hätten Abitur gemacht. Sehr beliebt seien die 14-tägigen Fahrten mit Lehrer Koch ins Berchtesgadener Land gewesen. In Helmut Wickes Schulzeit (Abitur 1939) hatte es demgegenüber noch wenige Fahrten gegeben. Die Abiturarbeiten seien noch in Sütterlinschrift verfasst worden.

Danach gab es mit dem ehemaligen Schulsprecher Dieter Höfer einen Sprung in die 68er Jahre, die Zeit der Proteste gegen den Vietnamkrieg, die Notstandsgesetze und verkrustete Strukturen an Schulen und Universitäten. Höfer berichtete anschaulich von der „Sozialistischen Schülergemeinschaft" und von Mitschüler „Charly" T., dem zusammen mit drei Mitschülern der Schulverweis drohte. Mit Wandzeitungen habe man gegen Missstände an der Schule protestiert und einen NDP-Lehrer angegriffen. Die Schüler seien sehr politisiert gewesen, mit Demos und einem Hungerstreik sollte der Schulverweis abgewendet werden. Aber auch Schulschwänzen und Haschischkonsum seien üblich gewesen. Damals habe der Generationenwechsel im Lehrerkollegium begonnen.

Moderator Borgfeldt (Abitur 1978) rief die frühen Fahrten in die DDR und die Diskussionen mit DDR-Kadern in Erinnerung. Zu diesem Jahr wie zu den anderen Abiturjahrgängen hatte Borgfeld die zentralen Ereignisse der Zeit zusammengestellt und ließ so die Zeitläufte neu erstehen. „Und plötzlich hatten wir Tutorenstunden und das Kurssystem", erinnerte er sich.

1972 kam auch Dr. Roswitha Rietschel-Kluge als Lehrerin an die Schule und erzählte vom anti-autoritär geprägten Schülertyp jener Jahre und von heute undenkbaren Regelbrüchen. Daniel Lenski, Abitur 2003, berichtete vom Abiball in der Stadthalle, der in den 70er Jahren „unmöglich" gewesen wäre, und vom 11. September 2001, der alle geprägt habe. Seine Generation sei mit Helmut Kohl als Dauer-Kanzler groß geworden. 1998 habe sich dies mit Bundeskanzler Schröder geändert. Auch den Einzug des Computers in die Schule vollzog er nach. Lenski schwärmte vom Menschen hinter der Fachpersönlichkeit der Lehrer, und hier traf er sich mit den Vertretern der anderen Generationen, die ähnliche Empfindungen hatten. Am Ende des Erzählcafés, das viele berührt hatte, wurde noch eine Reihe persönlicher Gespräche zur Vertiefung des Gehörten geführt. Andere Ehemalige, z.B. die Abiturienten des Jahrgangs 1961, hatten die Gelegenheit zu einem Wiedersehen in den „Jahrgangsräumen" genutzt. Dann aber rief das fröhliche Hoffest alle zu Bratwurst und musikalischer Entspannung auf den inzwischen sonnigen Pausenhof.

Hoffest bei Musik und guter Laune

Beim Hoffest standen das gesellige Beisammensein und viele Gespräche im Vordergrund. Bei guter Verpflegung, Sonnenschein und viel Musik wurde bis in den Abend manches Wiedersehen gefeiert. Die Bigband des Gymnasiums und eine spontan zusammengesetzte Rockband mit „ldies" in der Besetzung sorgten für gute Laune und die richtige Portion Nostalgie. So ging der Festtag zu Ende, der ganz unterschiedliche Formen der Erinnerung und Begegnung geboten hatte.




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