„Trau Dich, Billy!“ - Mit „Electricity“ und Mut den eigenen Weg finden -
Musical des Gymnasiums überzeugt als kraftvolle Ensembleleistung
Am 20., 21. und 22. September 2013 stand die Aula des Gymnasiums ganz im Bann des Balletts und des ungewöhnlich mutigen Lebenswegs eines bayerischen Bauernjungen namens Billy. Während junge und alte Dörfler „Milch ist Macht“ skandieren und für einen höheren Milchpreis streiken, entdeckt der junge Billy für sich die Liebe zum Ballett und provoziert damit einen handfesten Familienskandal und die Ablehnung der Dorfgemeinschaft. Am Ende setzt sich der Junge aber mit Können und Mut und der Hilfe derjenigen, die ihn lieben, durch und kann seinen eigenen Weg gehen. Die Musical AG des Gymnasiums zeigte an drei Abenden mit „Electricity“ eine kreative und kraftvolle Musicalproduktion auf hohem Niveau und begeisterte Jung und Alt mit einer geschlossenen Ensembleleistung und hervorragenden Rollenbesetzungen.
Beinahe zufällig kommt der 13 jährige Billy mit dem Ballett in Berührung und ist sofort wie elektrisiert. Mit den Worten „Ich hasse Fußball“ wendet er sich vom Fußballtraining ab. Beim Ballettunterricht entdeckt er sein wahres Talent: das Tanzen. Aber sein Vater, der Bauer Wilhelm Elliot, will davon nichts wissen, denn Billy soll ein „harter Mann“ und Bauer werden. Gegen alle Widerstände im Dorf, auch die seiner Schwester und „Vollblutbayerin“ Lore, beginnt Billy jedoch heimlich mit dem Ballett. Unterstützung erfährt er dabei von der überzeugenden Ballettlehrerin Ferdinand (Anna-Maria Kurz) und Josefine, der Außenseiterin unten den Eléven, die sich als boshafte Lästermäuler und „kleine Hexen“ erweisen und der Ballettassistentin Martha (Marleen Hornung) das Leben schwer machen. Als guter Geist steht Billy auch die verstorbene Mutter (Nathalie Kreuzer) zur Seite, die ihm immer erscheint, wenn er nicht mehr weiter weiß, und deren dringlicher Rat lautet: „Sei immer du selbst!“ Ähnlich denkt Tante Frieda, die - anders als die Dörfler- Billys Wunsch unterstützt; aus leidvoller eigener Erfahrung weiß sie nämlich, dass man die eigenen Träume nicht aufgeben soll (stimmgewaltig und sehr sicher im Auftritt: Carolin Smykla). In der Schlüsselszene vor der Pause tanzt sich Billy (Fabian Urban) die Verzweiflung über die vermeintlich aussichtslose Auseinandersetzung mit dem Vater quasi vom Leib.
Der Vater aber, ausdrucksstark von Ludwig Kempf dargestellt, kämpft sich zur Einsicht „Ich muss unseren Sohn unterstützen“ durch, weil er erkennt, dass der Junge wirklich Talent hat und unbedingt zur Aufnahmeprüfung an der Ballettschule nach Stuttgart fahren soll, damit er ein Stipendium bekommt. Elliot will seinen Sohn nicht länger „einer zweifelhaften Gemeinschaft“ opfern, schert dafür aus dem Milchstreik aus und überzeugt sogar seine widerständige Tochter Lore, herrlich als urbayerisches Original gespielt von Francie Höhler. Nun muss Billy nur noch die Jury für sich gewinnen, die in ihm zunächst nur den Hinterwäldler und Bauerntrampel sehen will. Aber Billy setzt sich mit seinem Talent durch. Er demonstriert der Jury im Tanz, dass das Feuer in seinem Körper wie „Electricity“ brennt und ungeahnte Kräfte in ihm freisetzt. Der junge Fabian Urban (Schüler der Klasse 7 und begabter Turner) zeigt an dieser Stelle in einer sehr langen Tanzszene mit großer Körperbeherrschung bei klassischem Ballett, Pop-Tanz, akrobatischen Kunststücken und Gesang („I’m free“), was alles in ihm steckt, und erntet dafür tosenden Applaus. Der Schluss ist versöhnlich: Billy erringt das Stipendium, die Familie steht hinter ihm - und die krachledernen Dörfler („Ein Prosit der Gemütlichkeit“) schicken sich drein.
Das Leitungsteam um Dr. Diana Tappen-Scheuermann (Regie und Text), Marc Ziethen (Musikalische Leitung) und Inez Wagner (Bühnenbild) hat das Stück, das eigentlich unter Minenarbeitern in Nordengland spielt, ins tiefste Bayern verlegt. Es orientiert sich am Film („Billy Elliot“) und an der Musicalversion von Elton John, zu der auch Tschaikowskys „Schwanensee“ gehört. Amüsante Elemente und überraschende Choreographien kommen hinzu. Die Inszenierung arbeitet mit postdramatischen Mitteln, so z.B. einer Performance, bei der Ludwig Kempf die Figur des Vaters vorübergehend verlässt und am Bühnenrand laut darüber nachdenkt, wie wohl ein Vater von heute reagieren würde, wenn sein Sohn zum Ballett wollte. Dazu gehören auch chorische Elemente, Simultanität, Medieneinsatz zur Herstellung von Multiperspektivität und viel Spiel im Raum, abzulesen etwa an den witzig-frechen Einlagen des kleinen Eintracht-Fans sowie geschickt eingestreuten Bemerkungen zur Bundestagswahl und Anleihen beim Oktoberfest. Berührend wirken die Auftritte von Billys verstorbener Mutter (ganz in Weiß und auf Inlineskatern: Nathalie Kreuzer) und seitlich der Bühne eingespielte Filmszenen in Schwarzweiß, die Sohn und Mutter vor deren Tod zeigen. Auch Billys Tanzszenen werden groß auf die Seitenwände projiziert und unterstreichen so den individuellen Kampf des jungen Tänzers. Das Bühnenbild von Inez Wagner und ihrem Kunst-LK arbeitet geschickt mit verschiebbaren Wänden, Spiegeleffekten und seitlichen Bühnenarrangements und bietet so passende Elemente für die Gruppierungen, die die Handlung prägen: kreischende Ballettmädchen, streikende Milchbauern, hart durchgreifende Polizisten, die volkstümliche Dorfgemeinde und die strenge Jury unter einem Kronleuchter. Für die begeisternde Choreographie zeichnete André Koschyk verantwortlich, Tanz- und Ballettpädagoge aus Ulm. Neben den 27 Darstellern sind es 18 junge Musiker aus den Jahrgangsstufen 6 bis 12, die aus dem hinteren Bühnenraum für eine wirklich professionelle Orchesterbegleitung (Leitung: Marc Ziethen mit Arrangements von Dennis Tjiok) sorgen und offensichtlich noch viel Spaß dabei haben.
Am Ende der beeindruckenden Vorstellungen freuten sich alle Mitwirkenden sehr über den langanhaltenden Applaus und die stehenden Ovationen des Publikums. Die Wünsche nach einer Zugabe wurden gerne erfüllt. Schulleiter Volker Räuber und seine Stellvertreterin Christiane Schichtel zeigten sich am Premierentag sichtlich stolz und begeistert über das „phantastische Team“ und die „tolle Leistung“ der jungen Darsteller. Auch bedankten sie sich herzlich beim Kultur- und Sportförderverein als Veranstalter der Schultheatertage und der Stadt Oberursel für die wertvolle Unterstützung der Musicalarbeit am Gymnasium. Stadtkämmerer Thorsten Schorr, der auch dem Vorstand des KSFO angehört und vor 24 Jahren selbst als Sänger auf der Bühne stand, verwies auf die gute und zukunftsträchtige Zusammenarbeit von Schule und Stadt und dankte der Frankfurter Sparkasse für die großzügige Unterstützung der Arbeit. Auch Angela und Rudi Federspiel, die die Musicaltradition 1989 am Gymnasium begründet hatten, freuten sich im Publikum sehr über die gelungene Produktion. Das Ensemble selbst versäumte nicht, sich beim Leitungsteam herzlich für dessen großes Engagement zu bedanken.
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