"Sei frech und wild und wunderbar!" Im Musical "Miracle" begeistern Matilda und die anderen "Wunderkinder" mit Spielfreude, Witz und enormem Können.
"Miracle“, das Musical des Gymnasiums um das hochbegabte Mädchen Matilda hatte am Freitag (7.11.2014) vor vollem Haus Premiere und begeisterte mit seinem Schwung Jung und Alt. Die 21 jungen Darsteller und 16 Musiker der Musical-Band brillierten mit Gesang, Tanz, originellen szenischen Ideen, professioneller Orchesterbegleitung und überwältigender Spielfreude, und das Bühnenbild des Leistungskurses Kunst bildete den perfekten Hintergrund für das gleichermaßen sinnenfrohe und hintergründige Spiel, das die Erfahrungen und Fragen vieler Jugendlicher anspricht. Das junge Ensemble um die Spielleiter Dr. Diana Tappen-Scheuermann und Sebastian Polag (Text und Regie), Marc Ziethen (Musik) und André Koschyk (Choreographie) zeigte so viel Bühnenpräsenz und Perfektionswillen, dass die Veranstalter und das Publikum nur staunen konnten.
Das Musical des Gymnasiums ist der traditionelle Höhepunkt der Schultheatertage des Kultur- und Sportfördervereins (KSFO) der Stadt Oberursel. Zwei weitere Vorstellungen finden am Freitag, 14. November (19.30 Uhr), und am Samstag, 15. November (18.00 Uhr), in der Aula des Gymnasiums statt. Karten zu 10€/12€/14€ (Schüler 5€/6€/7€) gibt es im Gymnasium in den großen Pausen, im Ticket Center Oberursel und an der Abendkasse.
Matildas Welt der Bücher
Ein Bücherstapel auf der Bühne symbolisiert gleich zu Anfang Matildas Herzenswunsch, sich die Welt mithilfe der Bücher zu erobern. Davon ist ihre traurige Wirklichkeit jedoch weit entfernt. Am linken Bühnenrand lernen wir auf einem schäbigen Sofa Matildas Unterschichtsfamilie kennen, die nur die billigen TV- Serien schätzt und der Matildas Bildungswünsche völlig fremd sind. Matilda (sehr treffend dargestellt von Marie-Sophie Kuka, Kl. 9c, und ihren drei quicklebendigen Doppelgängerinnen Eva Varga, 6f, Nadine Häußler, 7e, und Alexandra Kuhlmann, 7c) kennt ihr einziges Buch, das von Tom Sawyer, schon fast auswendig. Tom Sawyer mit dem Strohhut (originell: Moritz Platen, 8d) ist es auch, der sie motiviert, die Eltern mutig um weitere Bücher anzugehen. In der Folge landet Matilda in der Schule des tyrannischen Schulleiters von Moor (dessen Geschlecht bleibt offen), der von seinem überdimensionalen Thron aus mit harter Hand regiert. Carolin Smykla (Q3), bekannt als stimmgewaltige Jazzsängerin, verkörperte den furchterregenden Tyrannen perfekt.
Die Schule der „Wunderkinder“
Die Schülerinnen und Schüler in Schuluniform, auf die Matilda in der Schule trifft, leiden unter ganz anderen Problemen als sie selbst. Sie stehen nämlich unter ständiger Beobachtung ihrer Eltern, die für ihre vermeintlich hochbegabten „Wunderkinder“ nur das Beste wollen, und mobben sich gegenseitig auch gern ein bisschen. Die Streberin Gwenda etwa (gut besetzt mit Charlotte Struck, 8f) wird verspottet, wenn sie sich Shakespeare Werke zu Weihnachten wünscht. Bücher gibt es in dieser Schule genug, der Unterricht allerdings kommt recht einfach gestrickt daher und unterfordert die hochbegabte Matilda schon bald. Dies erkennen die Lehrerinnen Jennifer Süß (Lea Lewalter) und Frau Mut (Julia Kaprolat) und wollen Matilda fördern. Doch Schulleiter/in von Moor kennt nur Disziplin und Strammstehen und wehrt alle Versuche, die Schule schülerfreundlicher zu gestalten, ab. Aber er/sie hat die Rechnung ohne Matilda gemacht, die aus ihren literarischen Idolen Mut und Kraft schöpft. Es ist Pippi Langstrumpf (täuschend echt: Carlotta Sulzbach), die Matilda mit diesen Worten motiviert: „Du kannst deine Geschichte selber schreiben. Sei frech und wild und wunderbar!“ „Naughty“ heißt der die Szene begleitende Song.
Im Kampf gegen die Schulleitung
Aber nicht nur die Schülerinnen und Schüler leiden unter der brutalen Schulleitung; auch die beiden Lehrerinnen Süß und Mut sind Opfer des Systems. Insbesondere die ängstliche Frau Süß hat unter ihrem Verwandten von Moor zu leiden, der keine Kinder mag („Imagine a world without children“) und sie nach dem frühen Tod ihrer Eltern um ihr Erbe gebracht hat. Sie wird wegen Widerstands gegen den Machthaber entlassen, als sie sich für Matilda einsetzt und ihrer Klasse auch persönlich begegnet. Lea Lewalter (Q1) verkörperte die Rolle der eingeschüchterten bescheidenen Jennifer Süß sehr einfühlsam und erntete für ihren beeindruckenden Gesang Szenenapplaus. Dass an dieser Schule etwas geschehen muss, weiß auch von Moors Assistentin „Frau Mut“, die ihrer Kollegin Süß beisteht. In einer Art Zwischenspiel trat Julia Kaprolat als Frau Mut selbstbewusst an den Bühnenrand, sang und spielte auf ihrer Gitarre so gekonnt Reinhard Meys Lied „Zeugnistag“, dass man das Original vergaß. In diesem Lied gibt es Eltern, die sich auch in schwierigen Lagen vor ihre Kinder stellen. Solche Erwachsene wünscht sich die mutige junge Lehrerin für ihre Schule.
Die Kraft der Gedanken
Gegen die Macht der Schulleitung sind Kraft und Wunder nötig. Matilda vollbringt nun tatsächlich wahre Wunder: Sie zaubert auf die Wand eine Botschaft des verstorbenen Bruders von Moors, die diesen zur Ordnung ruft. So schafft es Matilda mit der Kraft ihrer Gedanken und ihrer Persönlichkeit, den mächtigen Schulleiter einzuschüchtern und die Entlassung von Lehrerin Süß rückgängig zu machen. Dazu trägt auch bei, dass sie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler durch ihr Vorbild bewegen kann, gegen die autoritäre Schulleitung zu rebellieren. Am Ende singen alle, auch die Streber und Ängstlichen, „Revolting children“. Es ist ein dynamisches und ermutigendes Finale.
Kraftvoll-spritzige Inszenierung
Das Skript von Dr. Diana Tappen-Scheuermann orientiert sich am Roman Matilda von Roald Dahl und stellt dabei die Kinder und Jugendlichen mit ihren Fragen und Stärken ins Zentrum der Inszenierung. Die Choreographie des Ulmer Tanzpädagogen André Koschyk gibt den jungen Darstellern eine erstaunliche Präzision, Ausdruckstärke und Dynamik. Die englischen Songs gelingen sowohl im Chor als auch im Solo; sie sind dem Broadwaymusical „Matilda“ entlehnt. Die 16-köpfige Musicalband (Musikalische Leitung: Marc Ziethen) swingt und rockt wie ein Profi- Ensemble, immer im Takt mit den Sängern, und gefällt dabei auch mit schönen Solopartien. Begeisternd waren auch das Bühnenbild und die kreativen Regie-Ideen wie die belebende Mehrfachbesetzung der Matilda, das Auftreten von Figuren im Schattenspiel, die Einblendung der TV-Serien und das trashige Outfit der Familie von Matilda (köstlich: Pia Behrens, E1, Nicolas Pauly, Q 1 und Bennet Wienand,8f), um nur einige Punkte zu nennen.iel Lob für dieses „Wunderwerk“ kam deshalb im Anschluss an die Premiere von Schulleiter Volker Räuber, seiner Stellvertreterin Christiane Schichtel und dem KSFO-Vorsitzenden Bernd Lienhard für das ganze Team. Lienhard dankte auch noch einmal den Sponsoren (Frankfurter Sparkasse 1822, Stadtwerke Oberursel, Autohaus Luft Eschborn) für die Förderung der Schultheatertage.
Am kommenden Freitag (19.30 Uhr) und Samstag (18.00 Uhr) heißt es noch einmal „Bühne frei“ für das Musical „Miracle“ und die „Wunderkinder“. Man sollte es nicht verpassen.
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