Gymnasium Oberursel

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„Go, Tracy, go!"

„Respect“ für das Ensemble und das begeisternde Musical „Welcome to the 60s“ 

 „Welcome to the 60s“,  heißt das diesjährige zeitkritische Musical des Gymnasiums um das tanzfreudige übergewichtige Mädchen Tracy, das am Freitag (6.11.2015) in der Aula Premiere hatte und das musikalisch, textlich und choreografisch begeisterte. Tracy siegt in diesem Musical über sich selbst und das moderne „Kampfgebiet Körper“, in dem der Body-Mass-Index die Menschen regiert. Die 21 jungen Darsteller und 18 Musiker der Musical-Band zeigten eindrucksvoll, was alles in ihnen steckt: großes Können, hohe Spielfreude, Originalität und das Vergnügen an kritischen Seitenhieben. Diese gelten den Zeitgenossen, denn „Welcome to the 60s“ spielt im Hier und Jetzt und ist eigentlich ein „Orschel-Musical“, das Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht. Dies nicht nur wegen der hintergründigen Geschichte, sondern auch wegen der fetzigen und  identifikationsreichen Musik der 60 er Jahre und der farbenfrohen Kostüme. Dem Ensemble um Dr. Diana Tappen-Scheuermann (Text und Regie), Marc Ziethen (Musik), Sebastian Polag (Technik und Regie) und André Koschyk (Choreografie) zollte das Publikum am Ende der Premiere zu Recht großen Respekt und verlangte begeistert nach zwei Zugaben. 

Das Musical des Gymnasiums ist auch dieses Jahr der Höhepunkt der Schultheatertage des Kultur- und Sportfördervereins (KSFO) der Stadt Oberursel.  Wer die beiden ersten Aufführungen verpasst hat, kann noch die Vorstellungen am Freitag, 13.11. (19.30 Uhr) und Samstag, 14.11.2015  (18.00 Uhr) besuchen. Karten gibt es beim Ticketcenter Oberursel und an der Abendkasse. 

Ehrgeiz und K(r)ampf in der medialen Welt

Das Musical basiert auf dem Thema des Musicals „Hairspray“, setzt aber ganz moderne eigene Akzente. Die beleibte Tracy (sehr überzeugend und quicklebendig trotz „Fatsuit“:  May Anh Tran) erhält die Chance, an einer „Tanzshow“ teilzunehmen, in der sich vorwiegend ehrgeizige Töchter von ehrgeizigen Müttern tummeln,- ein Medienereignis im Lokal-Fernsehen. Tracy wird unterstützt von ihren mal kreischenden, mal ernsthaft agierenden Freundinnen Polly und Pauline (hinreißend echt: Xenia Giese und Carlotta Sulzbach), muss aber gegen ihr selbstkritisches „Dünnes Ich“ (sehr passend: Charlotte Struck) angehen, das ihr von einer Teilnahme an der Show abrät. Als Tracy sich überwindet, landet sie in einer modernen Medienshow, die von zwei Moderatoren (wie dem TV entsprungen: Janna Vahlhaus und Moritz Platen) vorangetrieben wird: Mit  „E i n  Mädchen muss heute gehen“ stacheln sie den offenen Konkurrenzkampf an. Die Produzentin (brillant in Stil und Ton: Esther Langner) verkörpert diese Welt in Perfektion: Es geht um Körper und Form – und um den Sieg, den sie allerdings ihrer Tochter Annie zugedacht hat, koste es, was es wolle. Ein Mädchen wie Tracy hat darin keinen Platz: „Du kommst hier nicht rein.“ Die selbstsicher tanzenden Boys um den Mädchenschwarm Ben (äußerst gekonnt: Till Aichelmann) geben sich sexy und cool. Der zu „Twist and Shout“ tanzenden „wuchtigen“ Tracy begegnen sie distanziert, wenn auch nicht so zickig wie die Petticoat-Girls. Der coole Ben sagt am Ende sogar ja, als Tracy ihn als ihren Tanzpartner auswählt. 

Erziehungswelten und musikalische Horizonte

Das Elternhaus der Tracy unterscheidet sich auffällig von dem Annies. Während deren Mutter als Ex-Brunnenkönigin und „Miss World von Orschel“ Ehrgeiz und Körperkult huldigt, sodass Annie (treffend: Annika Aumüller) nichts zu lachen hat, entstammt Tracys Mutter Emma der Woodstock-Generation (stimmgewaltig: Jazzsängerin Carolin Smykla). Janis Joplins „Me and Bobby McGee“ kraftvoll singend, schwärmt sie von den wilden 60ern. Eine grüne Kulisse zeigt derweil Bilder vom legendären Festival. Mutter und Tochter Tracy pflegen entsprechend ein freies Wort. Dass Tracy die Tochter des verflossenen „Bobby“ ist, macht Emmas treusorgenden Haus- und Ehemann Bernhard (Pia Behrens meistert diese schwierige Rolle) immer noch eifersüchtig und streitbar („Einmal Hippie, immer Hippie!“). Pizzakartons und Interieur unterstreichen das ärmliche Milieu, dem Tracy entstammt. Aber immerhin: Tracys Eltern lieben sich noch; ein Sternenhimmel und das schöne Duett „Zeitlos für mich“ belegen dies. Tracys Freundin Polly dagegen hat unter der besorgten Strenge ihrer alleinerziehenden Mutter Brigitte zu leiden (köstlich sächsisch sich ereifernd und stimmsicher: Lea Lewalter), für die die Liebe nur noch Geschichte ist. Aber dann erinnert sie sich doch an die Zeit, als es den „Son of a Preacher Man“ gab. Um Freundin Pauline kümmert sich anscheinend niemand richtig, dafür hat sie ständig  ihren nervigen kleinen Bruder Paul im Schlepptau (Tim Bodenseh), der für reichlich Situationskomik sorgt. 

„Echt Orschel“ und viel Hintergrund

Oberursel spielt gleich dreifach in diesem Musical mit. Zum einen verkörpern die Darsteller Jugendliche und Erwachsene, wie es sie auch vor Ort gibt, zum anderen werden die Zuschauer als Publikum und Jury der „Tanz- Show“ ganz realistisch in das Geschehen miteinbezogen. Zum dritten fühlt sich Tracy dieser Stadt emotional stark verbunden; dies zeigt sie, indem sie sich dem Publikum mit einer Diashow von Fotos aus Oberursel präsentiert und „Good Morning  Taunus-Tor“ singt. Mit der Ode „Oberursel und ich“ bereitet sie sich auf ihren Auftritt vor.

Dann ist „Showtime“ und der Wettbewerb ist hart. Die Konkurrentinnen geben alles, sind       giftig, „süß“ und vor allen Dingen: „dünn“. (An dieser Stelle schockt die Kulissenprojektion mit dem Foto eines Opfers von Magersucht.) Nur die frischverliebte Annie wirft hin, zum großen Ärger der Produzentin. Jette singt und tanzt „Schuld war nur der Bossa-Nova“(Julia Kaprolat trifft genau den Ton von damals), ein starker Auftritt. Aber Tracy setzt sich durch, legt ihr skeptisches „Dünnes Ich“ ab,  trägt mutig Aretha Franklins „Respect“ vor, gewinnt Ben als Tanzpartner und vielleicht dann auch den Wettbewerb. „Niemand stoppt den Beat“ singt das Ensemble zum Schluss vor einer projizierten Weltkugel, die sich weiterdreht. 

Der Schluss macht Hoffnung, dass Mut und echtes Selbstbewusstsein sich lohnen. Dies zeigt auch die präzis-dynamische Choreographie des Tanzpädagogen André Koschyk, der so viel Stärke und Ausdruck aus den jungen Tänzern und Darstellern herausholt. Einen professionellen Auftritt und viel mehr als bloße Hintergrundmusik bot auch die 18-köpfige Musicalband von Marc Ziethen, immer im Takt mit den Sängern, mit vollem Sound und schönen Soli. Die humorvoll-bissige Inszenierung (Skript: Dr. Diana Tappen-Scheuermann) traf den Nerv der Zeit und ließ dem Kitsch wenig Chance. Dazu trugen auch die hintergründigen Projektionen von Sebastian Polag und die Rock-Songs der Oberurseler Inszenierung bei, die einen gewollten Kontrast zu den Musical-Songs aus „Hairspray“ setzen. 

Viel Lob und Respekt für dieses „grandiose Ensemble-Leistung“ gab es im Anschluss an die Premiere von Schulleiter Volker Räuber, seiner Stellvertreterin Christiane Schichtel und dem KSFO-Vorsitzenden Bernd Lienhard. Lienhard dankte auch noch einmal den Sponsoren (Stadtwerke Oberursel, Frankfurter Sparkasse 1822, Autohaus Luft Eschborn, Christoph Kappus) für die Förderung der Schultheatertage. (nlh) 

 

Jutta Niesel-Heinrichs (Pressesprecherin)                               Volker Räuber (Schulleiter) 




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