Gymnasium Oberursel

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Einerseits Bach, andererseits Love Songs - Würdigungen und Emotionen beim musikalischen Abschied von Rudi Federspiel (Fotos)

Abschiede machen einerseits wehmütig, andererseits aber auch frei. Mit der Verabschiedung Rudi Federspiels vom Gymnasium Oberursel (18. Februar 2016)  im Mozart-Foyer wurde ein musikalischer Schlussstrich unter eine eindrucksvolle musikpädagogische Karriere gesetzt.

Mit einem kleinen, aber feinen Konzert und akzentuierten Reden sagten Schule, Wegbegleiter und ehemalige Schülerinnen und Schüler dem bekannten Musiklehrer, der am Gymnasium Oberursel nachhaltige Akzente gesetzt hat,  Adieu und Dankeschön.

Fachbereichsleiterin Friederike Pitsch zeichnete Federspiels vielseitige Karriere bei ihrer Würdigung dezidiert nach. Nach seiner Studienzeit in Mainz und verschiedenen Engagements war  der Musiklehrer nach seinem Referendariat in Kronberg an der Gesamtschule Oberursel (GSO) und ab 1988 am „GO“ insgesamt 37 Jahre überaus erfolgreich tätig, als Lehrer, als Begründer der Musical-Tradition des Gymnasiums, als Akteur der Schultheatertage, als Initiator des musikalischen Schwerpunkts, als Leiter von Jazz-AG und Bigband sowie als agiles Mitglied des Haushalts- und des Bau-Ausschusses. In diesen Funktionen sei es ihm gelungen, anspruchsvolle Projekte und wertvolle Anschaffungen für das Gymnasium zu realisieren. Unermüdlich und energisch habe Federspiel dabei der Sache wegen immer wieder „Grenzen neu definiert“, so Pitsch, zuletzt bei seinen Tätigkeiten im Netzwerk „Musik und Schule“ und im Hessischen Kultusministerium, durch die er Musikprofis zu Workshops und Konzerten an die Schule gebracht habe. Diese Einbeziehung von echten Profis habe sich auch bei den 27 Musicals ausgezahlt, die Rudi Federspiel in Oberursel zur Aufführung gebracht habe, etwa durch die Zusammenarbeit mit dem English Theatre Frankfurt. Die Musicals seien in vielen Schülerleben das entscheidende Highlight der Schulzeit und wertvoller Impuls für die Persönlichkeitsentwicklung gewesen. „Das GO wäre ohne Dich in diesen Jahren ärmer gewesen“, bilanzierte die Fachbereichsleiterin Federspiels Leistungen.

Dem konnte Jens Frowerk als Vorsitzender des Bau-Ausschusses nur beipflichten. Über sechs Jahre lang habe Federspiel im Arbeitskreis „Schulneubau“ intensiv und prägend mitgewirkt. Die Gestaltung der Aula und des Mozart-Foyers einschließlich der großen Glaswand mit Mozart-Partitur und viele technische Ausstattungsbestandteile höchster Qualität habe man ihm zu verdanken, stellte Frowerk in seinen Dankesworten fest. Auch Schulleiter Volker Räuber und seine Stellvertreterin Christiane Schichtel dankten Rudi Federspiel nach dem Programm persönlich für sein herausragendes Engagement und wünschten ihm für die kommende Phase des Ruhestands alles Gute.

Rudi Federspiel selbst fühlte sich bei seiner Verabschiedung ein wenig wie der zwischen „Einerseits“ und „Andererseits“ schwankende Tevje aus dem Musical „Anatevka“: Einerseits werde ihm die Schule fehlen, andererseits habe er nun Zeit für neue Herausforderungen wie etwa die „Elternband“, die ihm viel Freude mache.

Dieses „Einerseits“ und „Andererseits“ spiegelte sich auch im musikalischen Programm des Abschiedsabends wider. So begann das Konzert  ganz klassisch mit Bach, mit der besinnlich-getragenen „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3 und dem „Menuett“ und der „Badinerie“ aus der Orchestersuite Nr. 2 mit schönen Solopartien für Querflöte (souverän: Paula Sobotta), vorgetragen vom Kammerorchester unter der Leitung von Marc Ziethen.

Den zweiten Programmpunkt bildete Klaviermusik. Hier ließ der junge Pianist Julius Asal (Abitur 2015) „Improvisierte Variationen über ein Thema von Shostakovich“ in  Bachs grandiose „Chaconne d-Moll“ (bearbeitet von Brahms) überfließen und zeigte bei seinem virtuosen Spiel mit der linken Hand große emotionale Tiefe, sodass Raum und Zeit in Vergessenheit gerieten.

Am Ende des  musikalischen Programms für Rudi Federspiel (das Jazz –Quartett entfiel aus Krankheitsgründen) standen dann „andererseits“ zwei Musical-Love Songs, stimmgewaltig dargeboten von Diana Nagel, einst Solosängerin in zwei Schülermusicals, mit Marc Ziethen am Flügel. „As Long As He Needs Me“ aus dem Musical „Oliver!” und “I Dreamed A Dream” von Claude-Michel Schönberg hießen die von Nagel treffend als „Herzschmerz-Songs“ angekündigten Liebeslieder. Die Liedzeilen „No life has killed the dream I dreamed” erschienen dann aber durchaus passend zu Rudi Federspiels zu Ende gegangener ganz speziellen Schulkarriere.

Der so Geehrte dankte abschließend seiner Schule ausdrücklich dafür, dass ihm Raum gelassen worden sei, seine Ideen zu entwickeln. Sehr dankbar zeigte er sich aber vor allem dafür, dass so viele Schülerinnen und Schülern und Mitstreiter mit so viel Leidenschaft an den Projekten mitgewirkt hätten. Vielleicht liegt das Erfolgsrezept ja auch im produktiven Chaos, deutete Federspiel mit Nietzsches Zarathustra an, das er sich in die Zukunft nach der Schule retten will: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“

Bei Sekt und Brezeln wurden danach noch viele Erinnerungen ausgetauscht, denn viele „Ehemalige“ waren gekommen, vermutlich wurden aber auch schon neue Pläne geschmiedet. (nlh)

 

 

gez. J. Niesel-Heinrichs  (Pressesprecherin)                                                         V. Räuber (Schulleiter)




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