Dem Unheimlichen auf der Spur – Reimund Groß ließ E.T.A. Hoffmanns „Sandmann“ nachvollziehbar und lebendig werden
Reimund Groß‘ Theaterarbeit bedient sich weniger, aber effektvoller Mittel. Der Schauspieler stellt den Text in den Mittelpunkt, den er auswendig und mit gezielten schauspielerischen Mitteln vorträgt. So tritt der Schauspieler in Schulen auf, um Jugendliche an Literatur heranzuführen, wie am 9. November im Gymnasium Oberursel, wo er E.T.A. Hoffmanns „Sandmann“ vor Schülerinnen und Schülern der Jahrgangstufe Q1, die das Werk gerade im Unterricht behandeln, in der Rotunde vorstellte.
Der Schauspieler schlüpfte zu diesem Zweck in drei Rollen, in die des Studenten Nathanael, der infolge eines kindlichen Traumas dem Wahnsinn anheimfällt, in die Rolle der besorgten und verständigen Verlobten Clara, die als aufgeklärte Persönlichkeit den Gegenpol zu Nathanael darstellt, und ließ drittens den berichtenden Erzähler lebendig werden, der den Prozess begleitend vorantreibt. Groß wechselte dazu zwischen drei Stühlen hin und her und nahm abwechselnd, von sparsamen Requisiten unterstützt, die Perspektive der jeweiligen Figur ein. Eindrucksvoll gelang es ihm dabei, Nathanaels zunehmenden Verstörungsprozess nachzuzeichnen, seine existenzielle Angst vor Coppelius und dessen Abbild, dem Wetterglashändler Coppola. Dem Wahn verfallend, verliebt sich Nathanael in die wortkarge Puppe Olimpia, der er himmlische Eigenschaften andichtet, während ihm seine besorgte Verlobte als „Automat“ erscheint und nur noch Angst einflößt. Aus dieser verkehrten Welt findet Nathanael nach der Zerstörung der Puppe nur noch für einen Moment zurück ins Leben, bevor ihn der Wahnsinn endgültig ergreift und vom Turm in den Tod springen lässt. Beinahe hätte er zuvor noch seine Verlobte in den Tod gestürzt.
Groß gelingt es, Nathanaels Seelennot mit seinen zwischenzeitlichen Höhen und den Weg in den Wahnsinn nachvollziehbar zu gestalten. Das Unheimliche und fast Zwangsläufige dieses Prozesses wird verständlich. Und, wie von E.T.A. Hoffmann beabsichtigt, verschwimmen dabei die Grenzen von Realität und Wahn.
Die jugendlichen Zuschauer zeigten sich von dieser schauspielerischen Leistung sehr beeindruckt; die Zeit sei wie im Fluge vergangen, gestanden sie. Interessiert fragten sie nach, wie lange und auf welche Weise sich Groß das Werk aneigne und welche Schwierigkeiten dabei zu überwinden seien. Auch auf sein Verständnis der Rollen und der Leitmotive wurde Groß befragt. Darin, dass nun die Analyse und Interpretation des Werkes im Unterricht von dieser Vorstellung profitieren wird, waren sich alle einig. (nlh) (Foto: Ulla Föller)
Termine
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