Gymnasium Oberursel

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Alle haben bestanden, 7-mal mit der Traumnote „1,0“             

122 Abiturientinnen und Abiturienten feierlich vom Gymnasium Oberursel verabschiedet

 

Am Mittwoch, dem 20. Juni 2018, fand in der Aula des Gymnasiums Oberursel die akademische Feier zur Verabschiedung der 122 Abiturientinnen und Abiturienten des Abiturjahrgangs 2018 statt. Durch die  über vierstündige Veranstaltung führten Musik- und Deutschlehrer Sebastian Leichtfuß und Abiturientin Karina Rollow mit Faust-Zitaten und viel Humor.

 

Schulleiter Volker Räuber startete den Reigen der Reden mit spritzigen Ausführungen zum Deckblatt des Abibuchs, das den Schulleiter als flüchtenden Räuber mit Geldsack karikiert. In der Form einer sachkundigen Bildanalyse deutete der Schulleiter den Fliehenden als einen dynamischen sportlichen Mann (Schulleiter), der sein Gepäck optimistisch in die Zukunft rettet. Den Jutesack interpretierte er als für die Goldstücke „im wahrsten Sinne des Wortes (…) zuverlässige (pädagogische) Schutzhülle“, aus der diese herauspurzeln, um eigene Wege zu gehen. Die „Goldstücke“ (also die Abiturienten) müssten nun eigene Ziele verfolgen. Dabei sollten sie sich nicht immer nach der Mehrheit richten und erkennen, dass nicht alles Gold sei, was glänze. Die Zukunft stelle sie vor große Herausforderungen: die schnelle technische Entwicklung, die Fülle der Informationen, bei denen Wahres von Falschem zu unterscheiden sei, und die vielfältigen politischen und ökonomischen Verflechtungen, die Kenntnisse und Diplomatie verlangten. Aber das gesunde Selbstbewusstsein und die am GO erhaltene Basis und nötige Härte von 18 Karat machten den Erfolg möglich, versicherte Räuber und gratulierte seinen Abiturienten herzlich zum bestandenen Abitur.

 

Dem konnte sich Studienleiterin Gisela Tenter nur anschließen. Sie hob hervor, dass erstmals nach 1999 wieder alle die Reifeprüfung bestanden hätten, und das mit der sehr guten Durchschnittsnote von „2,08“. Die Note „1,0“ sei gar 7-mal erreicht worden, 31 hätten mit 1,5 und besser abgeschnitten. Zwei Drittel (81 von 122) des Jahrgangs seien allerdings Abiturientinnen. „Fast könnte man ein Jungen-Förderprogramm fordern“, befand Tenter, die den engagierten Jahrgang lobte und sich an eine Reihe von Sternstunden im mündlichen Abitur erinnerte.

 

Die Tutoren setzten je nach Fach ganz unterschiedliche Akzente. So warb Sportlehrer Rainer Müller für mehr „Bewegung und Sport, und sei es Yoga“ und Geschichtslehrer Daniel Beyer für die Überwindung der Unwissenheit und das Lernen aus den Fehlern der Vergangenheit. Dass Fortschritt und Zugewinn an Freiheit möglich seien, belegte er an der eigenen Person, dem „ehemaligen Thälmann-Pionier aus Thüringen, der nun im nicht-kommunistischen Hessen Geschichte lehrt". Politiklehrer Jens Frowerk bemühte humorig im Karl-Marx-Jahr den jungen Engels als Anti-Helden, der auf Wunsch den Vaters ein  Jahr vor dem Abitur die Schule verlassen und eine Lehre in Bremen beginnen musste, wo er es sich sehr gemütlich machte. Frowerk setzte dann doch lieber auf Marx‘ „Wehret den Anfängen“ und empfahl,  sich politisch einzumischen. Timo Vogt zeigte sich stolz auf seinen gewissenhaften Mathe-Leistungskurs, der sicher auch die neuen Aufgaben gut meistern werde, wobei seine Tutanden auch mal eine Pause einlegen und sich ans Meer zu träumen sollten. Lebensrat gab es auch von Biologielehrer Alexander Fließ, für den auch Umwege zum Erfolg und zur Freiheit führen können. Mit Nietzsche empfahl er seinen Schülern, nicht nur nach dem Glück zu streben, sondern dieses auch zu finden.

 

Für die Chemie sprach Marcel Ehmisch und lobte die bis zum Abitur erworbene Reaktivierungsenergie seiner Schüler. Auch „Putzen“ hätten diese im Chemieunterricht gelernt, fügte er schmunzelnd hinzu. Deutschlehrerin Ursula Hosselmann hinterfragte die Zeitgemäßheit der Inhalte ihres Fach, kam aber zu der überzeugenden Einschätzung, dass auch mit „Lenz“, „Faust“ und expressionistischen Gedichten und den Techniken des Deutschunterrichts Kompetenzen für das Leben erworben werden könnten. Friederike Pitsch (Englisch-LK) verband, Shakespeare zitierend („Shall I compare thee to a summer’s day?”), großes Lob für ihre flügge gewordenen Schützlinge mit den besten Wünschen für die Zukunft. „Kunst bedeutet mehr als Malen und gibt Rätsel auf“, betonte anschließend Michaela Hagen, die mit ihrem  Leistungskurs auch die Documenta und die Biennale besucht hatte. Kunst werde erst dann interessant, wenn man etwas nicht verstehe. Der „kleine, aber feine“ Musikleistungskurs von Helge Brendel wurde zuletzt verabschiedet. Er habe sehr reizvolle Instrumentalkombinationen möglich gemacht und sei sehr kreativ gewesen.

 

Bei so viel Lob mochten auch die Elternvertreter Mechthild Fischer und Thomas Baumgart nicht abseits stehen und zogen mit Play-Back –Gesang auf die Bühne. Das „Teilziel“ Abitur sei jetzt erreicht, befanden die stolzen Eltern, die nun selbst von der Schule Abschied nehmen müssen. Sie empfahlen aber das permanente Lernen und die Neugier als Schlüssel zum Erfolg. Den Lehrkräften und den Mitarbeitern in der Schulverwaltung sowie dem Förderforum dankten sie für ihr großes Engagement.

 

Kritischere Töne schlugen Stephanie Zimmer und Kakuei Yamada in der „Schülerrede“ an. Sie beschwerten sich, durchaus humorig, über zu viele Arbeitsblätter, zu hohe Erwartungen, manche ungerechte Note, die harte Auslese und schlechte Kursergebnisse im Abitur. Auch die Auswahl der hessischen Deutschlektüren wurde als eine Ansammlung geisteskranker „Helden“ aufs Korn genommen. Die eigene Schullaufbahn in ihren unterschiedlichen Phasen beleuchteten die beiden Redner ebenfalls. Jetzt sei es Zeit zu gehen, befanden sie zum Schluss.

 

Joachim Knaus, Vorsitzender des FörderForums  stattete die Abiturientinnen und Abiturienten mit Kugelschreibern aus und empfahl so die Mitgliedschaft im Förderverein der Schule.

 

Die feierliche Übergabe der Abiturzeugnisse wurde kursweise durch Schulleiter Volker Räuber und die jeweiligen Tutorinnen und Tutoren vorgenommen. Im Anschluss wurden schließlich die 31 Jahrgangbesten mit einem Notendurchschnitt von 1,0 bis 1,5 mit Urkunden, Buchpreisen, Stipendienvorschlägen und Mitgliedschaften geehrt. Henri Froese, Anna Döring, Sophie Fedler, Mira Schwarzer, Lea Fabry, Christiane Rose und Charlotte Gehlen erzielten die Traumnote „1,0“,  erhielten Buchpreise und wurden der Studienstiftung des Deutschen Volkes oder der Glemser Stiftung als Stipendiaten vorgeschlagen. Das Gymnasium empfahl darüber mehrere Abiturienten der Stiftung „e-fellows“. Manche der Jahrgangsbesten wurde auch für besondere fachliche Leistungen ausgezeichnet und erhielten Preise renommierter Gesellschaften in den Kategorien Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und Deutsch. Dem Turner Fabian Urban wurde schließlich  die „Pierre de Coubertin-Medaille“ für sportliches Engagement und Fairness verliehen.

 

Auch Auszeichnungen wegen besonderen sozialen Engagements in Schule und Gesellschaft überreichte die Schule, so für den Einsatz in den musikalischen Ensembles, der Chronik AG, der Theater AG, der Schülervertretung, der Aula- und Bühnentechnik, dem Schulsanitätsdienst, der Hausaufgabenhilfe, in Pfarrgemeinden und Vereinen. Geehrt wurden Cathrin Arens, Svenja Baumgart, Clara Becker, Charlotte Brockmann, Anna Döring, Paula Finke, Clara Marie Freund, Adrian Fritsch, Henri Froese, Laura Jungblut, Kim Klantke, Ferdinand Korn, Marie Sophie Kuka, Karina Rollow und Mira Schwarzer.

 

Für eine würdige musikalische Umrahmung des Festaktes sorgten das Symphonische Blasorchester unter der Leitung von Helge Brendel, der Oberstufenchor unter der Leitung von Sebastian Leichtfuß, das Duo Charlotte Brockmann (Klarinette) und Yejin Suh (Klavier) und eine Rock-Combo mit Sängerin Svenja Baumgart.  Am Ende gab es dann noch das obligatorische Jahrgangsfoto, bevor sich die bunte Menge mit den Worten „Bis morgen beim Abi-Ball!“  verstreute. (nlh)

 

 

J. Niesel-Heinrichs (Pressesprecherin)                                                                  V. Räuber (Schulleiter)




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