„Für Chopin war Bachs wohltemperiertes Klavier so wichtig wie seine Zahnbürste“ -Konzertpianist Martin Stadtfeld zu Besuch am GO
Am Freitag, dem 21.09. 2018, war der sowohl national als auch international bekannte Konzertpianist Martin Stadtfeld zu Besuch in der Aula des Gymnasiums Oberursel und gab für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 9 und den Musik-Leistungskurs der E1 ein beeindruckendes Gesprächskonzert. Vermittelt hatte dieses besondere Event Ilse Schwarz-Schiller von der Chopin-Gesellschaft Oberursel.
In ihrer Begrüßung dankte die stellvertretende Schulleiterin Christiane Schichtel der Chopin-Gesellschaft und begrüßte außer deren Vertreter Rolf Kohlrausch und dem Künstler auch den bekannten Musikrezensenten der FAZ, Gerhard Schroth.
In seinem einstündigen Gesprächskonzert gelang es Martin Stadtfeld, alle anwesenden Schülerinnen und Schüler in seinen Bann zu ziehen und sie in die Welt seines Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach mitzunehmen, indem er Anekdoten aus dessen Leben verbunden mit der dabei entstandenen Musik vorstellte. Auch Persönliches von Martin Stadtfelds Werdegang kam dabei zur Sprache.
So spielte er zunächst das Präludium in C-Dur in Bachs Originalversion vor und erklärte dann, wie sein eigener Klavierlehrer ihm damit den Komponisten nähergebracht habe, indem er aus den ursprünglich gebrochenen Akkorden ganze gemacht habe, so dass das Stück auf einmal wie ein Choral geklungen habe. Auch dieses führte er den Zuschauern vor.
Die Schülerinnen und Schüler lernten auch, dass eine normalerweise als „schwierig“ geltende Fuge, eigentlich nur durch eine Regel, die die nacheinander einsetzenden Stimmen betrifft, eingeschränkt werde. Ansonsten sei so eine Fuge ein Stück, in dem der Komponist mit seiner Fantasie sehr frei sei.
Auch eine Chaconne, mit der der Komponist den plötzlichen Tod seiner Frau verarbeitete, lernten die Jugendlichen kennen, allerdings nicht wie im Original auf der Violine, sondern von Martin Stadtfeld arrangiert auf dem Flügel.
Stadtfeld selbst würdigte das Leben und Schaffen Bachs mit einer selbst komponierten „Hommage an Bach“, die er als Schlussstück seines Vortrags den Schülerinnen und Schülern vortrug. Wenn der Künstler auch zu Beginn des Konzerts erklärt hatte, dass er Klatschen bei einem Konzert nicht schätze, unterbrachen die Schülerinnen und Schüler an dieser Stelle ihre diskrete Zurückhaltung und applaudierten begeistert.
Im anschließenden Gespräch erfuhren die Jugendlichen, dass für ihn die zentrale Voraussetzung, ein Stück zu spielen, die Vorfreude sei, ohne die es ihm schwer falle, etwas Neues einzustudieren. So lese er die Notensätze zuerst oft monatelang und stelle sich den Klang im Kopf vor, bevor er sich an den Flügel setze.
Mit sechs Jahren habe er mit dem Klavierunterricht angefangen, und bereits mit sieben Jahren habe er gewusst, einmal Konzertpianist werden zu wollen. Er spiele heute noch auf dem kleinen Flügel, den er von seinen Eltern mit zwölf Jahren bekommen hat. Außerdem spiele er bei eigenen Konzerten lieber ohne Noten, nur beim Zusammenspiel mit großen Orchestern fühle er sich mit Noten sicherer.
Auch eigenes Komponieren finde zunächst am Küchentisch statt. Seine Ideen setze er zunächst in Noten um, bevor er sie Monate später am Instrument ausprobiere.
Über Chopin sagte er, dass diesem sein Heft des „Wohltemperierten Klaviers“ von Bach so wichtig gewesen sei wie seine Zahnbürste, so dass er es überall und immer dabeigehabt habe.
Zum Abschluss des Gesprächskonzerts spielte Stadtfeld „La Berceuse“ (Opus 57) von Chopin vor, ein Stück, das er auch beim Konzert am Abend in der Stadthalle präsentieren werde.
Mit einem kleinen Souvenir aus Oberursel bedankten sich am Ende Christiane Schichtel und Helge Brendel als Fachsprecherin des Fachbereichs Musik bei ihrem Gast für die einmalige Begegnung mit der Musik Johann Sebastian Bachs und dem eigenen Werk des Künstlers. (jun)
C. Jung (Stellv. Pressesprecherin) C. Schichtel (Stellv. Schulleiterin)
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