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Als GO-Abiturient zu Gast in Potsdam –                                                                 Teilnahme an der Frühlingsakademie 2019

 

In der zweiten Osterferienwoche, vom 22. bis 27. April 2019, habe ich auf Vorschlag des GO an der „Frühlingsakademie für Philosophie, Politik und Ökonomie“ in Potsdam teilgenommen. Die Frühlingsakademie, die sich selbst als Akademie für begabte und besonders lernmotivierte junge Menschen betrachtet, existiert in diesem Format seit 2017. Gründer und Leiter der Akademie ist der Philosoph, Mathematiker, Ökonom und Unternehmer Julian Arndts. Arndts hat an renommierten Universitäten wie Cambridge unterrichtet und ist geschätzter Referent zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Zeitphilosophie und Geldtheorie. Träger der Akademie sind die parteilosen, liberal ausgerichteten „Students for Liberty“.

 

Ich hatte mich für die Frühlingsakademie online beworben. Eine Vorstellung meiner Persönlichkeit, meiner Motivation, aber auch weitereichende politische und philosophische Fragen waren Bestandteile des Bewerbungsverfahrens. Aus über 80 Bewerbern ging ich als einer von 20 Teilnehmern erfolgreich hervor. Und dann ging die Reise auch schon los. Veranstaltungsort war die Jugendherberge „Haus der Jugend“ im schönen Potsdam-Babelsberg. Hier übernachteten wir in Viererzimmern, nahmen unsere Mahlzeiten in der hauseigenen Kantine ein und tagten in einem Seminarraum.

 

Das Programm bestand aus bis zu sechs eineinhalbstündigen „Sessions“, die sich häufig aus einem interaktiven Vortrag und einer anschließenden Diskussion zusammensetzten. Viele der Vorträge wurden von Gastdozenten und ehemaligen Frühlingsakademiemitgliedern der vergangenen Jahre gehalten. Darunter waren auch Kalle Kappner (Ökonom und Sozialwissenschaftler), Sebastian Everding (Volkswirt) und Daniel Baumann (Ökonom).

 

In den fünf Tagen in Potsdam beschäftigten wir uns schwerpunktmäßig mit Fragen aus den Feldern Philosophie, Politik und Ökonomie: Haben wir Menschen Willensfreiheit? Welchen Umfang sollte der Staat haben? Wie funktionieren Märkte und Preise? Gibt es Gott, und was bedeutet das für uns Menschen? Wie kann uns die Public-Choice-Theorie helfen, politische Prozesse zu analysieren? Wie hängen spontane Ordnung und das Wissensproblem zusammen? Was genau ist eigentlich Zeit? Lässt sich Geschichte voraussagen? Können Roboter Bewusstsein haben?

Neben klassischen PowerPoint-Vorträgen gab es ein interaktives Planspiel, ein Kabinettsspiel und Trainingseinheiten, in denen wir Argumentationstechniken und Sprachtricks lernten. Zentraler Bestandteil der Vorträge waren auch immer wieder Gedankenexperimente. Hierunter versteht man Simulationen, in denen der Zusammenhang zwischen einem Faktor X und einem Ergebnis Y ohne Veränderung der äußeren Parameter (ceteris paribus) untersucht werden.

 

So erforschten wir die Zusammenhänge zwischen Geldmenge und Wirtschaftsleistung (Helikoptergeld) und hinterfragten anhand aktuell politischer Themen wie der Legalisierung von Leihmutterschaften, ab wann Märkte moralisch richtig und legal sind. Gedankenexperimente halfen uns außerdem die drei Denkschulen der Philosophie: Utilitarismus, Naturrecht und den Kategorischen Imperativ zu veranschaulichen. Das sogenannte Trolley-Problem, bei dem ein Mensch vor der Entscheidung steht einen außer Kontrolle geratenen Zug entweder auf eine Fahrbahn mit einer oder mehreren Personen umzuleiten, diente immer wieder als Anknüpfungspunkt.

 

Neu beschäftigten wir uns dieses Jahr erstmals mit dem Thema „Psychologie des Glücks“. Unter Leitung des Psychologen Tim Schnegans bekamen wir einen Einblick in das sogenannte Coaching. Coaching ist das Gegenstück zur therapeutischen Psychologie und beschäftigt sich vorrangig damit, wie Menschen ihre persönlichen Ziele erreichen und wegweisende Entscheidungen besser treffen können. Weitere Highlights der Akademie waren zwei halbtägige Ausflüge nach Potsdam und Berlin, bei denen wir auf mehrstündigen Spaziergängen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennenlernten. In Berlin besuchten wir den Bundestag und führten ein Gespräch mit der FDP-Abgeordneten Katja Suding. Diese gab uns einen weitreichenden Einblick in ihren Arbeitsalltag als Abgeordnete. Ergänzt wurde unsere Fragerunde von Maximilian Wirth, der als Volkswirt im Abgeordnetenbüro von Frank Schäffler (FDP) tätig ist.

 

Pausen und Ausflüge waren gleichzeitig auch immer eine willkommene Chance für uns 16 bis 19-jährige Teilnehmer, uns näher kennenzulernen. Wir vertraten sehr vielseitige politische Überzeugungen und waren zum Teil Mitglieder in politischen Jugendorganisationen und Parteien, was zu kontroversen, aber stets sachlichen Diskussionen führte.

 

Die Frühlingsakademie in Potsdam war ein besonderes Erlebnis. Es waren für mich fünf sehr intensive Tage, in denen ich mich mit politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftsrelevanten Fragen befasste. Die vermittelten Inhalte, besonders im Bereich der Philosophie, gingen weit über den schulischen Horizont hinaus und die Vorträge glichen oftmals Vorlesungen an Universitäten. Die Herangehensweisen an ökonomische Phänomene auf der Makroebene waren sehr interessant, aber oft sehr theoretisch und hatten wenig mit Realpolitik zu tun.

 

Mein Fazit: Ich bin stolz, dass ich an der Frühlingsakademie teilnehmen durfte. Die Akademie hat meinen Horizont erweitert und mir einen Einblick in die Welt der Philosophie und Psychologie gegeben.

(Jonas Emmerich, Abitur 2019)

 

Jutta Niesel-Heinrichs (Pressesprecherin)                                                                        Volker Räuber (Schulleiter)      




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