Gymnasium Oberursel

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Generationswechsel am GO - Vier Urgesteine gehen in den Ruhestand

 

Mit Stolz, Vorfreude, aber doch auch spürbarer Wehmut wurden am Donnerstag, dem 27.06.2019, bei schönstem Wetter und Ferienlaune vier sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Gymnasiums Oberursel durch Schulleiter Volker Räuber offiziell in den Ruhestand versetzt. Allen Beteiligten wurde es etwas mulmig, als der Schulleiter ihnen mit warmen persönlichen Worten, umrahmt von Anekdoten aus der teilweise über 40jährigen Dienstzeit, nun endgültig die Urkunden überreichte. Studienleiterin Gisela Tenter, Jutta Niesel-Heinrichs, Ursula Bolender und Dr. Klaus Sauermann dürfen nun offiziell nach den Sommerferien zu Hause bleiben. 

 

In der anschließenden Verabschiedungsfeier, die durch den Personalrat organisiert wurde und in der Aula des Gymnasiums stattfand, wurden Jutta Niesel- Heinrichs, Ursula Bolender und Dr. Klaus Sauermann in zahlreichen Reden und verschiedenen Darbietungen der einzelnen Fachschaften unterhaltsam und kurzweilig geehrt. Für die allseits geschätzte Studienleiterin Gisela Tenter wird es eine gesonderte Feierlichkeit im Herbst geben. Personalratsvorsitzende Bettina Winter führte durch die Feier und mahnte die zahlreich Anwesenden, darunter viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen, die Würdigungen mit dem nötigen Ernst, aber eben auch mit einem Augenzwinkern wahrzunehmen. Diese eröffneten Marc Ziethen und Philipp Schreck am Cello, begleitet von Frank Hilgert am Klavier, mit einer musikalischen Darbietung von Vivaldi.

 

„Sie hat eine Vorstellung davon, was Jugendliche von dieser Welt verstehen sollen“, betonte Jens Frowerk, Leiter des Fachbereichs II, in seiner Rede über Jutta Niesel- Heinrichs. Ihr fordernder Unterricht auf hohem Niveau habe vielen Schülergenerationen die Komplexität politischer Realität nähergebracht und sie zur gesellschaftspolitischen Mündigkeit reifen lassen. Mit diesem Lob und einem riesengroßen Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz am Gymnasium Oberursel unterstrich Frowerk, dass eine wirkliche Persönlichkeit das GO verlässt, die bei vielen Schülerinnen und Schülern sowie am Leben innerhalb und außerhalb des GO bleibende Markierungen gesetzt hat. Jutta Niesel- Heinrichs unterrichtete die Fächer Deutsch, Geschichte und Politik und Wirtschaft, war in diesem Fach auch langjährige Fachsprecherin, kümmerte sich ausdrücklich um die Mädchenförderung an der Schule und prägte zuletzt als langjährige Pressesprecherin den Ruf des GO maßgeblich mit. Auch Bettina Winter hob ihre Kompetenz, ihre große Loyalität, Zuverlässigkeit und ihr Selbstverständnis, sich in schulische Prozesse einzubringen, hervor. Die Deutsch-Fachschaft bedankte sich bei Jutta Niesel-Heinrichs in einem eigens für sie umgeschriebenen und äußerst professionell und witzig vorgeführten Loriot- Sketch, in dem ihre Schlagfertigkeit, ihre Lust am Diskutieren und ihr Perfektionismus aufs Korn genommen wurden. In einem originellen Quiz stellte die Geschichtsfachschaft ihr Fachwissen auf die Probe und in einer Heute - Show Sequenz wurde sie von der PoWi- Fachschaft humorig zur geeigneten Nachfolgerin von Andrea Nahles gekürt - dies in Anspielung auf ihre langjährigen kommunalpolitischen Aktivitäten als Stadtverordnete und Ortsbeirätin.  Jens Frowerk wünschte ihr entsprechend für die Zukunft weiterhin viel Erfolg bei all ihren politischen Aktivitäten und ihren persönlichen Zielen. Jutta Niesel- Heinrichs betonte noch einmal die Bedeutung des Fachbereichs II für die Bildung von Schülerinnen und Schülern und wünschte sich, dass diese auch zukünftig gemäß curricularem Anspruch weiterhin am GO umgesetzt werde. Sie selbst schloss ihren Dank an die Redner und Fachschaften gewohnt eloquent mit einer Devise von Karl Lagerfeld: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren – und da können Sie sicher sein, ich werde auch jetzt keine Jogginghosen anziehen.“

 

Für die „gute Seele“ der Schule, Ursula Bolender, hatte sich das Kollegium etwas ganz Besonderes zur Verabschiedung ausgedacht. Bei strahlendem Sonnenschein wurde sie auf dem Schulhof mit dem Chanson „Formidable“ von Charles Aznavour überrascht, zu dem einige Lehrerinnen und Lehrer zu tanzen anfingen. Aus wenigen wurden immer mehr, die im Kreis um Ursula Bolender mit einstudierter Choreographie und Hüte schwingend tanzten. Diesen Flashmob zu Ehren der geschätzten Kollegin hatten die Englisch- und Französisch Fachschaften organisiert. Am Schluss wurde der sichtlich gerührten Pensionärin von jedem Tänzer eine Blume mit persönlichen Wünschen für die Zukunft überreicht. Friederike Pitsch, Fachbereichsleiterin des Fachbereichs I, fasste bei ihrer Rede diese Herzlichkeit in Worte: „Wir werden dich vermissen, ersetzen werden wir dich nicht können.“ Ursula Bolender strahle eine beeindruckende Ruhe und Freundlichkeit aus, habe eine ganz besondere Art, Dinge zu reflektieren, ohne zu verurteilen, und sei geprägt von besonderen Lebenserfahrungen, die es ihr ermöglichten, mit einem ganz speziellen Blick auf den Menschen, abseits von Schemata das Schulleben zu bereichern. Die Lehrerin für Englisch, Französisch und Ethik hat eine Supervisionsgruppe am GO ins Leben gerufen und diese bis zuletzt begleitet, zahlreiche Hoffeste mitgestaltet, Kollegiumsausflüge sowie Austauschfahrten, zuletzt nach La Réunion, organisiert und sich als Mitglied des Personalrats um die Belange des Kollegiums gekümmert. Legendär geworden sind ihre Sommerfeste im „Urli- Garten“. Personalratsvorsitzende Bettina Winter bedankte sich bei Bolender vor allem für ihre „Herzlichkeit und Offenheit dem Leben und dem GO gegenüber“. Sie gehe auf Menschen zu und wolle sie verstehen.  Diese Eigenschaft sei in der Schule etwas sehr Wertvolles und werde fehlen. Ursula Bolender zeigte sich gerührt von dieser Würdigung und bedankte sich, indem sie Hermann Hesses Gedicht „Stufen“, auswendig vortrug, welches sie in verschiedenen Lebensphasen begleitet habe.

 

Dr. Klaus Sauermann wurde in der Rede von Personalratsmitglied Helge Brendel mit dem berühmten Mathematiker Leonardo Fibonacci verglichen, der als Rechenmeister in Pisa im 13. Jahrhundert eine Zahlenfolge zur Kaninchenvermehrung aufstellte, die bis heute ihre Gültigkeit hat und als „Fibonacci- Folge“ noch heute in den Schulbüchern steht. Auch Fibonacci habe die Welt bereist und durch sein mathematisches Können die Menschen begeistert. Ein Fibonacci-Wein als Abschiedsgeschenk für eine mathematische Größe, welche über 40 Jahre lang das GO bereichert habe, sei dementsprechend perfekt für Dr. Klaus Sauermann. „Noch immer sind in meinem Unterricht Elemente aus deinem Matheunterricht erkennbar“, gab Timo Vogt, Fachbereichsleiter des Fachbereichs III ganz offen zu, der den Pensionär seit Schülertagen gut kennt. Ein sehr hohes Niveau und Tempo sowie ein großes Maß an Fairness hätten seinen Unterricht geprägt, der nie ausgefallen sei. Der Mathematik- und Physiklehrer, der zum Thema „Topologie- Äquivalenz“ promoviert hatte, 21 Jahre lang Fachsprecher für das Fach Informatik war und diesen Bereich maßgeblich am GO mitaufgebaut hatte, reist für sein Leben gerne. In seinem Sabbatjahr sei er einmal um die Welt gereist, aber Ziele gebe es noch weiterhin. Diese wolle er nun angehen und auch seiner Liebe zum Fahrradsport treu bleiben. Bei so viel Aktivitäts- und Reiselust überlegte die Fachschaft Mathematik unter der Federführung von Angelika Beitlich, wie Dr. Klaus Sauermann seine Zeit denn jetzt nun füllen könne und erstellte für ihn einen speziellen Volkshochschul-Wochenplan. Auch der anerkennende Dank der Physik- Fachschaft erging an Klaus Sauermann und dieser reagierte sehr persönlich: „40 Jahre sind eine echt lange Zeit! Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, die noch hier bleiben dürfen, dass sie ihre Ziele erreichen, privat wie schulisch.“ 

 

Auch Biologie- und Chemielehrerin Kerstin Hartmann, die auf eigenen Wunsch nach  zehn Jahren das GO verlässt, um näher an ihrem Wohnort arbeiten zu können, sowie die Referendare Lena Christ und  Marija Kupresak und der schon längst pensionierte, aber bis dato immer noch aktive Dieter Lober-Sies wurden an diesem langen und emotionalen Nachmittag am Gymnasium Oberursel herzlich verabschiedet. Nach dem offiziellen Teil wurde im schön dekorierten Innenhof gemeinsam gefeiert und den persönlichen Gesprächen und Erinnerungen Raum gegeben. (slz)

 

 

H. Scholz  (Pressebeauftragte)                                                         V. Räuber (Schulleiter)




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