Gymnasium Oberursel

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„Reden und Fragenstellen sind die besten Waffen gegen Rassismus“ – Mo Asumang zu Gast am Gymnasium Oberursel

 

Am Freitag, 24.09.2021, war die bekannte Moderatorin, Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Mo Asumang für eineinhalb Stunden zu Gast am Gymnasium Oberursel. In der Aula der Schule führte sie den Schülerinnen und Schülern der Jahrgansstufen 9 und 10 eine 45-minütige Kurzfassung ihres Dokumentarfilms „Die Arier“ vor und stellte sich anschließend den Fragen der Jugendlichen. Diese zeigten sich tief beeindruckt.

 

Organisiert worden war die Antirassismusveranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Wochen „Offen geht – Vielfalt leben“ durch Annette Goy, Fachbereichsleiterin der Leitstelle Integration des Landratsamtes des Hochtaunuskreises in Kooperation mit Sandra Schenk vom Ganztagsbereich der Schule. Den Kontakt hergestellt hatte Sabine Schleiermacher, Ehefrau von Andreas Schleiermacher, der zusammen mit Marc Sigwart und Sandra Schenk für den Ganztagsbereich des GO zuständig ist.

 

In einer kurzen Begrüßung dankte Schulleiterin Marietta Grandemange Mo Asumang für ihr Kommen und ihr großes Engagement gegen Rassismus. Es sei wichtig, bereits früh Zeichen zu setzen, dass Vielfalt eine Bereicherung sei. Sie dankte auch dem Team des GTB sowie Jonathan Wrede und Florian Friesenhahn für die Organisation und die Technik im Hintergrund.

 

Der Dokumentarfilm „Die Arier“, der allen Opfern rechter Gewalt gewidmet ist, beruht auf eigenen Erfahrungen Mo Asumangs. Als Tochter einer Deutschen und eines Ghanesen hatte sie in einem Lied einer Neonazi-Band eine Morddrohung erhalten. Um sich den daraus resultierenden Ängsten zu stellen und diese zu bewältigen, begann sie mit Recherchen nach dem Ursprung des „arischen“ Denkens.

 

So versucht sie in ihrem Film, in dem sie auch selbst als Interviewerin auftritt, mit Teilnehmenden an rechten Demonstrationen oder Besuchenden von Konzerten neonazistischer Bands ins Gespräch zu kommen, woher ihre rassistischen Vorstellungen denn stammen. Diese Versuche zeigen sich jedoch als vergeblich und teilweise auch gefährlich. Mo Asumangs jüdische Freundin Esther, die das KZ überlebt hat, rät ihr auch dringend von solchen Versuchen ab.

 

Im Laufe ihrer Nachforschungen findet die Regisseurin heraus, dass der Begriff „Arier“, der von den Nationalsozialisten für den „typischen deutschen, blonden und blauäugigen Menschen“ verwandt wurde, völlig aus seinem Ursprungskontext herausgerissen wurde. Ein Sprachwissenschaftler erläutert, dass der Begriff ursprünglich aus dem Bereich des heutigen Indien und dem Iran stammt und nichts mit einer Rassen- oder Völkerbezeichnung zu tun hat. So bedeute „Iran“ übersetzt „Land der Arier“. Vor etwa 2500 Jahren habe der Idumäerkönig Darius, der viele der dortigen Gebiete mit verschiedenen Volksgruppen erobert hatte, sinngemäß klargestellt: „Behaltet eure Kultur, Sprache und Religion, aber akzeptiert, dass ich euer Herrscher bin!“. Dieses Vermächtnis steht sogar in Stein gemeißelt am Felsen von Behistun, was man auch im Film sehen kann. So gesehen steht „Arier“ eigentlich für eine Vermischung. Die Menschen, mit denen Mo Asumangs dort ins Gespräch kam, bezeichnen sich heute noch als Arier und sind (gast)freundlich und offen.

 

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund wird deutlich, wie sehr sich die nationalsozialistische Verwendung des Begriffs von seiner wahren Bedeutung unterscheidet. Auch vom Ku Kux Klan wird der Begriff als Rechtfertigung für die „weiße Herrenrasse“ missbraucht, fand Mo Asumang bei Recherchereisen in die USA heraus. Bei Verschwörungstheoretikern gibt es krude Vorstellungen von Ariern, die die Rückseiten des Monds und des Mars besiedeln.

 

Beeindruckt und bewegt von dem Dokumentarfilm bedankten sich die Schülerinnen und Schüler und die sie begleitenden Lehrkräfte mit großem Applaus bei Mo Asumang. Diese beantwortete dann noch zahlreiche Fragen aus dem Publikum. Sie schilderte ihre Ängste, Erfahrungen und Begegnungen bei ihrer Recherche. Erkannt habe sie aber, dass Reden und Fragenstellen die besten Waffen gegen Rassismus seien. Dadurch erzeuge man selbst Verunsicherung bei den Gegnern und zeige, dass man sich nicht einschüchtern lasse.

 

Dass miteinander reden tatsächlich dazu beitragen kann, über diese Wortverfälschung aufzuklären, zeigt sich am Beispiel von Chris, einem jungen Aussteiger aus der Neonazi-Szene, der dieser seit seinem neunten Lebensjahr angehört hatte. Eines Tages von einer 15-Jähringen gefragt, warum er eigentlich ein Nazi sei, geriet er ins Nachdenken. Auch ihn lernte Mo Asumang bei ihren Recherchen kennen und hält bis heute freundschaftlichen Kontakt. Inzwischen gehe Chris selbst in Schulen und kläre die jungen Menschen über die Strukturen und Mechanismen der Neonazi-Szene auf, so die Regisseurin.

 

Mit großem Applaus bedankten sich die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte am Ende noch einmal bei Mo Asumang für ihr Kommen. Ein Stück Nachdenklichkeit nahmen sie mit in den weiteren Schulalltag. (jun)

 

Christina Jung                                                                                                                  Marietta Grandemange

(Pressesprecherin)                                                                                                            (Schulleiterin)




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