„Zufällig genial?“ - Mit Erfolg zum Landeswettbewerb „Jugend forscht“ und ein Sonderpreis für das Gymnasium Oberursel
Zwei Jung-Forscherinnen-Projekte mit engagierten Schülerinnen des Gymnasiums Oberursel nahmen an der diesjährigen 57. Runde des Regionalwettbewerbs Rhein-Main West von „Jugend forscht“ (Altersklasse ab 15 Jahren) und „Schüler experimentieren“ (Altersklasse bis 14 Jahre) teil. Das Motto lautete „Zufällig genial?“. Johanna Därr und Jolina Schäfer (beide 13 Jahre alt, Klasse 7c) erforschten dafür verschiedene Mehlsorten. Jana Schlotmann (14, Klasse 9b) befasste sich mit dem Phänomen „ASMR“. Auch der betreuende Lehrer Jens Frowerk erhielt einen Preis.
Am 11. Februar 2022 trafen sich von 9 Uhr bis 14 Uhr die insgesamt 42 Jungforscherinnen und Jungforscher im pandemiebedingt virtuellen Wettbewerb mit ihren Juroren in Videokonferenzen, um auf alle Fragen Rede und Antwort zu stehen. Vier Wochen zuvor mussten alle eine mehrseitige Arbeit über ihr Forscher-Projekt einreichen und dabei den Vorgaben von Wissenschaftlichkeit genügen.
Dafür bietet der deutschlandweit auf regionaler Ebene sowie Länder- und Bundesebene ausgetragene Jugend-forscht-Wettbewerb eine ausgezeichnete Plattform. Wer mit innerer Neugier und eigenen Ideen bereit ist, sich auch den Mühen zusätzlicher Arbeit zu stellen, erhält dafür eine garantiert qualifizierte Rückmeldung. Die Wettbewerbs-Paten „Provadis“, das größte Ausbildungsunternehmen Hessens, und „Senckenberg“, das international renommierte Forschungsinstitut und –museum unterstützen dies. Prof. Dr. Udo Müller-Nehler (Provadis) und Willem Warnecke (Senckenberg), die beiden Patenbeauftragten, zitierten den bekannten Autor und Biochemiker Issac Asimov: „Der aufregendste Ausruf in den Wissenschaften, derjenige, der neuen Entdeckungen vorausgeht, ist nicht ‚Heureka‘, sondern ‚Das ist ja komisch…‘“.
Johanna Därr und Jolina Schäfer fragten sich, warum es eigentlich so viele verschiedene Mehlsorten im Supermarktregal gibt. Und so überlegten sie sich, mit welchen Experimenten in der heimischen Küche die verschiedenen Eigenschaften der Mehlsorten herausgefunden werden könnten. Sie experimentierten mit Weizen-, Roggen-, Dinkel-, Reis-, Mais- und Kichererbsen-Mehl, indem sie mischten, kneteten und backten. Wie gut, dass ihre Eltern gegen die Verwandlung der eigenen Küche in ein Forschungslabor keine Einwände hatten! So konnten die beiden verschiedene Mehlsorten und Mahlgrade mit unterschiedlichen Zusätzen von Butter, Ölen, Backpulver, Hefe und Wasser nach Herzens- und Forscherinnen-Lust mischen und ausprobieren. Dabei wurden die Ergebnisse sowohl vor als auch nach dem Backen untersucht und in langen Tabellen nach Farbe, Geschmack und Konsistenz verglichen. „Maismehl färbt alles gelb, ganz egal, welche Zusätze man zugibt. Aber am besten haben uns die ‚Brote‘ aus Weizenmehl geschmeckt. Hier stimmte vor allem auch die Konsistenz – nicht zu hart und nicht zu matschig“, so die beiden Mehl-Forscherinnen Johanna und Jolina. Für ihr Durchhaltevermögen und ihre Teilnahme am Regionalwettbewerb im Fach „Biologie“ in der Sparte „Schüler experimentieren“ erhielten beide neben einer Urkunde das Provadis & Senckenberg-Geschenk.
Mit der Forschungsarbeit „ASMR – Was verbirgt sich hinter dem Trend?“ konnte Jana Schlotmann die Jury beeindrucken. Die Abkürzung steht für „Autonomous Sensory Meridian Response“ und beschreibt ein neurologisches Phänomen, das ein kribbelndes Gefühl im Hinterkopf und/oder Nacken hinterlässt. Es wird bei manchen Menschen durch bestimmte Geräusche, Bilder oder rhythmische Berührungen ausgelöst. Wie das zustande kommt und was es mit einem macht, ist noch kaum untersucht. Doch durch Internet-Plattformen wie YouTube u. a. ist ASMR sehr populär geworden. Es gibt inzwischen viele Video-Kanäle, die bei Nutzern entsprechend nachgefragt werden, um das beschrieben Gefühl zu bekommen. Auch scheint es einen Zusammenhang zur Synästhesie zu geben und auch das wollte Jana erforschen. Synästhetiker sind Menschen, die bei einem Sinnesreiz eine weitere, andere Empfindung haben, also zum Beispiel beim Hören von Musik oder Wörtern auch bestimmte Farben empfinden. Ob nun Synästhetiker besonders empfänglich für ASMR sind, war Teil einer umfangreichen Befragung der Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 7 und Q1 sowie der Lehrerschaft am Gymnasium Oberursel. Über ein QR-Code konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine von Jana entwickelte Umfrage aufrufen und auch verschieden ASMR-Video-Sequenzen anschauen. Davor und danach mussten sie Konzentrationsaufgaben wie Kopfrechnen lösen und ihre Stimmung genau beschreiben. Die Auswertung ergab unter anderem, dass ASMR-Videos bei vielen die Stimmung verbesserten, aber die Konzentration verschlechterte. Auch die Fähigkeit der Synästhesie wurde in ihren verschiedenen Ausprägungen abgefragt und es scheint sich ein Zusammenhang aufzutun. Dieses wird Jana jedoch erst später noch erforschen. Jetzt kann sie sich auf die Teilnahme am Landeswettbewerb „Jugend forscht“ am 7./8. April in Darmstadt freuen. Die Jury befand ihr vorgestelltes Projekt so besonders, dass Jana im Fach „Biologie“ in der Sparte „Schüler experimentieren“ nicht nur den mit 75 Euro dotierten 1. Platz belegte, sondern auch hochgestuft wurde in die Sparte der 15-Jährigen und Älteren. Damit darf sie bereits als 14-jährige Schülerin das Gymnasium Oberursel bei „Jugend forscht“ auf Landesebene vertreten. „Auf alle Fälle darf ich dabei sein – ganz egal, wie es für mich ausgeht. Ich freue mich jedenfalls darauf, auch wenn ich schon ein bisschen aufgeregt bin“, muss Jana zugeben.
Jugend-forscht-AG-Leiter am Gymnasium Oberursel, Lehrer Jens Frowerk, ist da ganz zuversichtlich. „Alle Jungforscherinnen und Jungforscher, die sich mit ihren eigenen Ideen auch nach dem Unterricht engagieren, haben ihren Erfolg selbst erworben. Und die Teilnahme am Regionalentscheid ‚Jugend forscht‘ ist nicht ohne Grund bereits eine Auszeichnung. Wer hier mitmacht, zeigt, dass er oder sie ‚Biss‘ hat. Umfangreiche Quellenanalyse, eine gelungene Durchführung und ausführliche Niederschrift der eigenen Überlegungen braucht eben Ausdauer. Und am Ende muss man sich einer zwar freundlichen, aber durchaus kritischen Jury stellen.“
Dass erfolgreiche Teilnahme bei Wettbewerben durch eine gute Betreuung in der Schule ermöglicht wird, weiß auch der Wettbewerbsleiter Dr. Sven Soff. „Für besonders engagierte Talentförderer, die viele Projekte in den letzten Jahren betreut haben, gibt es ebenfalls Auszeichnungen.“ Jens Frowerk wurde deshalb der Sonderpreis „Digitalisierung, Schule und außerschulische Lernorte“, gestiftet vom Studienreiseveranstalter CTS GmbH, verliehen. Er darf sich über einen zweitägigen Workshop in der Smart-City-Pionierstadt Lemgo freuen, wo das Fraunhofer Institut das „Internet of Things“ und industrielle Automation erforscht.
Schulleiterin Marietta Grandemange zeigte sich begeistert von der erfolgreichen Veranstaltung. „Unsere Schülerinnen und Schüler beweisen jedes Jahr durch ihre vielen Auszeichnungen bei den unterschiedlichsten Wettbewerben, sei es Musik, Schach, Sport oder eben Naturwissenschaften, wie gut sie sind und wie gerne sie sich engagieren! Das freut mich und das erfreut die ganze Schulgemeinde. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die sich dafür besonders einsetzen. Und natürlich gilt meine herzliche Gratulation unseren drei Schülerinnen Jana, Johanna und Jolina sowie unserem Kollegen Jens Frowerk. Jetzt drücken wir alle die Daumen für die nächste Runde!“ (fro/jun)
Christina Jung Mariette Grandemange
(Pressesprecherin) (Schulleiterin)
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