„Die Diagnose Leukämie ist wie ein Hammerschlag auf den Kopf“ – DKMS-Infoveranstaltung am Gymnasium Oberursel mit 104 neuen Registrierungen im Anschluss
Am Donnerstag, 25.01.2024, fand in der 1. und 2. Stunde in der Rotunde des Gymnasiums Oberursel eine für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1 verpflichtende Informationsveranstaltung der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zum Thema „Stammzellenspende“ statt. In einem interessanten und aufklärenden Vortrag informierte Volontärin Hanna Leichtle die aufmerksam lauschenden Jugendlichen über Chancen, Risiken und Abläufe einer Spende. GO-Lehrer Tim Mörler berichtete anschließend, wie eine solche sein Leben gerettet habe. Organisiert wurde die Veranstaltung durch Sabine Reinke.
Die DKMS, deren Ziel es ist, den Blutkrebs zu besiegen, wurde am 28.05.1991 durch Peter Harf gegründet, dessen Frau an Leukämie verstorben ist. Mehr als 12 Millionen Menschen haben sich bisher weltweit in dieser größten Datenbank in diesem Bereich registrieren lassen. Die gemeinnützige Organisation ist außer in Deutschland in den USA, Polen, den Vereinigten Königreichen (UK), Chile, Indien und Südafrika aktiv.
Alle 27 Sekunden weltweit und alle 12 Minuten allein in Deutschland erkrankt ein Mensch an Blutkrebs. Bei Kindern ist es die häufigsten Krebserkrankung. Blutkrebs ist eine schwerwiegende Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der sich bösartige Zellen unkontrolliert vermehren und die gesunden Blutbestandteile nach und nach verdrängen. Diese Fehlproduktion entsteht in den Stammzellen, die auch als „Mutterzellen“ aller Blutzellen bezeichnet werden.
Vor einer Stammzellentransplantation werden daher erst mittels Chemotherapie und Bestrahlung alle Stammzellen der erkrankten Person abgetötet. Danach wird mit Hilfe der gespendeten Stammzellen ein komplett neues Blutsystem aufgebaut, wodurch die erkrankte Person auch die Blutgruppe der Spenderperson übernimmt. Daher ist die Blutgruppe für eine Spende nicht wichtig, es werden aber eine Vielzahl von HLA- bzw. Gewebemerkmalen überprüft, die zwischen Spender und Empfänger übereinstimmen müssen. Da diese Merkmale erblich sind und innerhalb einer Familie größere Übereinstimmungen existieren, kommen bei etwa 30% der Erkrankten Familienmitglieder als Spender infrage. Bei der Suche nach einem HLA-Zwilling außerhalb der Familie ist die Trefferwahrscheinlichkeit jedoch um ein Vielfaches geringer und nicht für jede betroffene Person kann ein Spender gefunden werden.
Im Falle einer Übereinstimmung geschieht die Entnahme der Stammzellen in Deutschland, entweder in Köln oder in Dresden. 90% davon erfolgen als periphere Stammzellenentnahme, bei der der Spenderperson in einem der Blutwäsche ähnlichen Verfahren ambulant innerhalb von 3-5 Stunden an maximal zwei Tagen die Zellen entnommen werden. In 10% der Fälle werden der Spenderperson unter Vollnarkose 5% des Knochenmarks aus dem Beckenbereich entnommen, was einen Krankenhausaufenthalt von insgesamt 3 Tagen inklusive Vor- und Nachbereitung bedeutet. Bei beiden Verfahren sind bisher keinerlei Langzeitfolgen bekannt.
Bei Hanna Leichtle, die sich selbst 2018 registrieren ließ, meldete sich die DKMS etwa eineinhalb Jahre später. Sie beschrieb den Schülerinnen und Schülern anschaulich das Prozedere zwischen der Anfrage und ihrer tatsächlichen Knochenmarkspende am Ende und schilderte auch ihre Gedanken und Gefühle während dieser Zeit. Mit ihrer Spende rettete sie einem 20-30-jährigen US-Amerikaner das Leben.
Tim Mörler, der seit 2008 am GO unterrichtet, berichtete anschließend den bewegt und betroffen lauschenden Schülerinnen und Schülern von seiner 2021 festgestellten Erkrankung und dem zweiten Leben, dass er durch eine Stammzellenspende erhalten habe. „Die Diagnose Leukämie ist wie ein Hammerschlag auf den Kopf“, so der Lehrer. Einem Spender aus Großbritannien verdanke er sein neues Leben. Tim Mörler betonte, wie wichtig es sei, sich schon in jungen Jahren über eine freiwillige Registrierung Gedanken zu machen. Ergriffen dankten die Jugendlichen dem Pädagogen mit großem Applaus für seine Offenheit.
In einer abschließenden Fragerunde nutzten die Jugendlichen die Möglichkeit, sich weiter zu informieren und sich eventuelle Unsicherheiten nehmen zu lassen. Viele suchten auch noch einmal im Anschluss an die Veranstaltung das persönliche Gespräch mit Hanna Leichtle. Fast alle Schülerinnen und Schüler scannten beim Hinausgehen aus der Rotunde gleich den QR-Code für die Registrierung und griffen zu den ausliegenden Teststäbchen. „Jede neue Registrierung kann vielleicht ein Leben retten“, freute sich Sabine Reinke über den Erfolg der Veranstaltung. (jun)
Christina Jung Dr. Alexander Begert
(Pressesprecherin) (Schulleiter)
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