Gymnasium Oberursel

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„Ammoniak, Arsen und Blausäure“ – Aktion „Rauchzeichen“ zu Gast am Gymnasium Oberursel

 

Am 17. April 2024 war Jennifer Chilla im Auftrag der Deutschen Herzstiftung e.V. mit der Aktion „Rauchzeichen“ bei den Klassen 7b und 7d zu Gast am Gymnasium Oberursel. Während der ganzen Woche stellten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen auch in den anderen Klassen des Jahrgangs das Projekt, das sich um Rauchen und Gesundheit dreht, vor. Die Veranstaltungen finden im Rahmen der Suchtprävention am GO bereits seit über 16 Jahren jährlich wiederkehrend in den siebten Klassen und das neue Programm „Rauchzeichen reloaded“  dieses Jahr zum ersten Mal in den neunten Klassen statt. Organisiert wurden sie dieses Mal durch Sabrina Hering.

 

Themen des interaktiven Vortrags waren die Gefahren und Folgen, die das Rauchen von Vapes, Zigaretten und Shishas mit sich bringen. Untermalt durch anschauliche und schockierende Bilder und Filme, eine praktische Vorführung und mehrere Quizrunden gewannen die Schülerinnen und Schüler viele eindrückliche Erkenntnisse. Ob sie daraus die richtigen Schlüsse zögen und gar nicht erst mit dem Rauchen anfingen, sei jeder und jedem Einzelnen überlassen, so Jennifer Chilla. Ihre Aufgabe sei, gründlich zu informieren und über die Gefahren und Folgen aufzuklären, sagte die Studentin des Gesundheitsmanagements.

 

Als erstes wurde zusammen mit der Klasse geklärt, welche Erwartungen sie an das Projekt hat. Dazu formulierten die Schülerinnen und Schüler Fragen und Vermutungen, die sie auf kleinen Kärtchen notierten. Diese wurden dann auf einem Plakat gesammelt und am Ende der Veranstaltung auf ihre Erfüllung hin überprüft.

 

Anschließend widmete sich der Vortrag dem augenblicklichen Trend „Vapen“. „Vapes“ sind Einweg-E-Zigaretten, die durch bunte Farben und künstliche Aromen immer mehr Jugendliche zum Rauchen verführen und schon ab dem ersten Zug süchtig machen können. Dabei enthält eine Vape die Nikotin-Dosis von etwa 16-20 „normalen“ Zigaretten. In einem Filmbeitrag von SAT 1 berichtete Finn Christiansen, der einen TikTok-Kanal betreibt, von seiner Sucht nach Vapes. Obwohl er eine chronische Lungenentzündung diagnostiziert bekam, schaffe er es noch nicht, ganz mit dem Vapen aufzuhören. In den drei Jahren seiner bisherigen Sucht habe er zwischen drei bis vier Tausend Euro für die bunten Einweg-E-Zigaretten ausgegeben, die er in einer großen Plastiktüte sammele, um sie wenigstens umweltgerecht auf dem Recyclinghof als Elektroschrott oder Sondermüll zu entsorgen.

 

Vapes sorgen aber nicht nur durch ihre giftigen und gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffe für Gefahr, sondern können durch die in ihnen enthaltenen Lithium-Knopfzellen auch beim Rauchen oder in der Hosentasche explodieren. So seien schon Nasen abgerissen worden und große Fleischwunden am Gesäß entstanden, so Jennifer Chilla.

 

Sie klärte die Schülerinnen und Schüler auch darüber auf, dass Vaper außer Nikotin auch noch viele weitere krankheitserregende Stoffe, wie beispielsweise Acetaldehyd und Formaldehyd enthielten, die das Herz-Kreislauf-System nachhaltig schädigten. Diese Stoffe steckten auch in den nikotinfreien Vapes.

Der oft fruchtig oder süßlich riechende weiße Dampf von E-Zigaretten oder E-Shishas, der in die Lunge eingeatmet wird, entstehe durch das Verbrennen des krebserregenden Frostschutzmittels Propylenglykol, dem künstliche Geschmacksaromen und Nikotin beigemischt würden, erklärte Jennifer Chilla den Jugendlichen, die erstaunt und vor allem angeekelt reagierten. Es gebe inzwischen über 7.000 künstliche Aromen, die giftig verdampften. Fast immer beigemischt sei auch der für alle fruchtigen Sorten verwendete Geschmacksverstärker Sorbitol, der als Dampf eingeatmet krebserregend ist. Er sei zwar auch in vielen Nahrungsmitteln enthalten, werde aber nach dem Verzehr wieder über den Darm ausgeschieden. Verdampftes Diacetyl, das für „buttrigen“ Geschmack sorge, verursache die so genannte „Popcorn Lunge“ (Bronchiolitis obliterans), eine Entzündung der kleinen Bronchien (= Bronchiolen), die mit einer Vernarbung des Lungengewebes einhergehe.

 

Auch wenn der Rauch „echter“ Zigaretten auf die Schülerinnen und Schüler schon oft so abstoßend wirke, dass sie nicht mit dem Rauchen anfangen würden, führte Jennifer Chilla ihnen in einem Experiment in einem geschlossenen Kreislauf vor, wie viel Rauch bereits einer Zigarette die Lunge beim Einatmen belastet. Besonders erschrocken waren die Jugendlichen darüber, wie viel Teer schon ein Glimmstängel dauerhaft in dem Atemorgan hinterlässt. Auch die Aufzählung der in einer Zigarette enthaltenen (giftigen) Substanzen wie beispielsweise Ammoniak (in Toilettenreinigern enthalten), Arsen, Blausäure (ist inzwischen als Rattengift verboten), Blei, Cadmium, sogar Polonium und eben auch Teer ekelte die Schülerinnen und Schüler sichtlich.

 

Erstaunt waren sie auch darüber, dass Passivraucher sogar noch mehr der Giftstoffe einatmen als die rauchende Person selbst, da beim Ziehen an der Zigarette durch die Gluthitze mehr Anteile der Giftstoffe verglühen, die aber im kühleren Rauch, der sich verbreitet, noch in höheren Dosierungen enthalten sind.

 

Vergleichende Bilder einer gesunden Lunge und eines gesunden Herzens mit denen einer Raucherlunge (z. T. mit Lungenkrebs) und eines Raucherherzens schockierte die Schülerinnen und Schüler. Etwa 95% der Personen mit Lungenkrebs seien (ehemalige) Raucherinnen und Raucher, bei 50% aller Rauchenden sei das Rauchen die Todesursache, so Jennifer Chilla. Jährlich erkrankten etwa 57.000 Menschen in Deutschland an dieser Krebsart. Auch die Berichte über Amputationen von Raucherbeinen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle beeindruckten die Klasse sichtlich.

 

Im Filmbeitrag „Rauchfrei durchstarten“ präsentierten jugendliche Sportlerinnen und Sportler als Alternativvorschlag eindrucksvoll ihre Höchstleistungen, beispielsweise im Kickboxen, Klettern oder Parcours. Sie forderten die Schülerinnen und Schüler dabei auf, lieber Sport zu treiben als zu rauchen, denn das Rauchen lasse den Körper innerlich und äußerlich schneller altern und mindere Ausdauer und Stärke.

 

Anschließend erklärte die Referentin, dass auch das Rauchen von Shishas nicht gesund sei, denn das Wasser filtere nicht die Giftstoffe aus dem Rauch, sondern befeuchte den Rauch nur und kühle ihn so ab, dass noch höhere Konzentrationen der Gifte noch tiefer eingeatmet würden. Dadurch sei es noch schädlicher. Gefährlich neben den ganzen Giftstoffen wie Teer, Benzol, Nitrosaminen, Blei und Chrom sei auch das entstehende Kohlenmonoxid. Daher müsse man beim Shisha-Rauchen auch speziell auf gute Belüftung achten. Besonders „appetitlich“ sei auch die Weitergabe von beispielweise Herpes-, Hepatitis- oder Coronaviren durch die Weitergabe des Mundstücks an Mitrauchende. Viren überlebten sehr gut in diesen und den Schläuchen und würden so beim Ziehen weitergegeben, gab Jennifer Chilla zu bedenken.

 

Insgesamt sterben pro Jahr 110 bis 140 Tausend Personen, weil sie geraucht haben. Über 5.000 giftige Stoffe sind in Zigaretten, Vapern und auch Shishapellets enthalten und werden mit dem Rauch eingeatmet. Dadurch wird die Lunge direkt geschädigt, aber auch das Herz und die Arterien werden unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen. Über die Langzeitfolgen von E-Zigaretten gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Dieses Fazit und noch viele weitere Erkenntnisse nahmen die Schülerinnen und Schüler nachdenklich mit in die Pause, nachdem sie sich mit einem großen Applaus für die höchst informative Veranstaltung bei Jennifer Chilla bedankt hatten. (jun)




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